Seitdem bekannt geworden ist, dass der Attentäter von München mit einer über das Internet gekauften reaktivierten Theaterwaffe gemordet hat, interessiert sich die Öffentlichkeit wieder vermehrt für die Herkunft von Schusswaffen in Deutschland. Eine Problematik, die Initiativen, Lobbyisten und die Politik schon länger beschäftigt.
Legale und Illegale Schusswaffen
Für die Sportwaffenverbände und die Schützenlobby ist die Antwort klar: Die Gefahr geht nur von den illegalen Waffen aus. Dieser Ansicht sind auch die Behörden gewesen. Bei dem Versuch, das Waffenrecht nach dem Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009 grundlegend zu verschärfen, haben vor allem Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft betont, dass nicht die legalen, sondern die illegal besorgten Waffen Probleme bereiten würden.
Wer tatsächlich nach bundesweiten offiziellen Statistiken über Todesopfer von legalen Schusswaffen sucht, wird kaum fündig. Jedoch hat eine Recherche von Zeit-Online ergeben, dass zum Beispiel 2013 die Hälfte der Schusswaffentoten auf das Konto registrierter Waffen ging. Außerdem zählt die Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen!“ seit 1990 mindestens 234 mit Waffen von Sportschützen getötete Menschen.
Dass unsere Initiative als einzige die Opferzahlen dokumentiert, ist ein Skandal. Eigentlich ist es Aufgabe der Innenministerien, des Bundeskriminalamtes oder der Polizei, solche Statistiken zu erstellen und zu veröffentlichen. – Roman Grafe, Gründer von „Keine Mordwaffen als Sportwaffen!“
Insgesamt sind über 5,8 Millionen legale Schusswaffen in der Bundesrepublik im Umlauf. Diese verteilen sich auf ungefähr 2,3 Millionen waffenrechtliche Erlaubnisse. Zu den Waffenbesitzern zählen unter anderem Jäger, Waffensammler und Sicherheitsunternehmer. Die größte Gruppe unter den deutschen Waffenbesitzern bilden jedoch die Sportschützen.
Waffenrecht in Deutschland und Europa
Im Innenministerium herrscht weiterhin die Überzeugung, dass Deutschland bereits eines der strengsten Waffengesetze hat. Dennoch wird nach den aktuellen Anschlägen über eine weitere Verschärfung nachgedacht. Auch in der Europäischen Union soll es neue Waffenrichtlinien geben. Dabei geht es unter anderem um das Verbot halbautomatischer Waffen für den privaten Besitz, die Vernetzung der nationalen Waffenregister und einheitliche Sicherheitskriterien für Schreckschusswaffen. Jedoch ist auch hier schon dem Druck diverser Lobbyverbände nachgegeben worden.
Warum das jedoch nicht genug ist und alle tödlichen Schusswaffen verboten werden sollten, erklärt Roman Grafe im Interview mit detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange. Der Journalist ist Gründer der Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen!“.