Trägt der Putschversuch Erdoğans Handschrift?
Verhaftungen, Entlassungen, Gesetzesänderungen – die Säuberungswelle des türkischen Präsidenten Erdoğan verläuft in einem Tempo, dass vielen Beobachtern nicht ganz geheuer ist. Denn nur wenige Tage nach dem Putschversuch des Militärs hat die türkische Regierung knapp 3.000 Soldaten und Offiziere verhaftet, dazu kommen noch einmal genauso viele Zivilisten. Zahlreiche Richter und Staatsanwälte, die vermeintlich der von Erdoğan verhassten Gülen-Bewegung nahe stehen sind suspendiert. Ist der türkische Präsident statt Opfer nicht viel mehr Profiteur des Putsches?
Erdoğan ist jetzt natürlich derjenige, der sich inszenieren kann als der, der hart durchgriffen hat. – Peter Weissenburger, taz-Redakteur
Der türkische Präsident profitiert durchaus vom Putschversuch, urteilt auch taz-Redakteur Peter Weissenburger. Für ihn deutet vieles daraufhin, dass die Säuberungsaktion bereits im Vorfeld geplant gewesen ist.
Attentat in Würzburg: War es wirklich der IS?
Doch die Ereignisse in der Türkei und der Anschlag in Nizza sind nicht die einzigen, die derzeit viele Menschen erschüttern. So hat am Montag ein 17-Jähriger vier Passagiere im Regionalexpress nach Würzburg mit angegriffen und schwer verletzt. Ein möglicher Zusammenhang mit dem Islamischen Staat wird nicht ausgeschlossen. So wurde im Zimmer des jugendlichen Asylbewerbers nicht nur eine handgemalte Flagge der Terror-Organisation gefunden. Auch ein Drohvideo ist mittlerweile aufgetaucht.
Da entsteht natürlich so ein Bild, dass gezielt geplant wurde, dass der IS da Attentäter rekrutiert, ausbildet und gezielt auf bestimmte Punkte in Europa los lässt. Darauf deutet im Moment gerade nichts hin. – Peter Weissenburger
Über die Debatten der Wochen – Putschversuch in der Türkei und Attentat in Würzburg – hat detektor.fm-Moderatorin Marie-Kristin Landes mit taz-Redakteur Peter Weissenburger gesprochen.