Bei mehreren Razzien in der Türkei sind am Sonntag mindestens 23 Journalisten festgenommen worden. Ein Wistleblower hatte auf Twitter bereits vor einigen Tagen vor geplanten Verhaftungen gewarnt. Mit der Aktion geht Präsident Recep Tayyip Erdoğan weiter gegen seine Kritiker vor. Ziel der Razzien waren unter anderem der Fernsehsender Samanyolu TV und die Zeitung Zaman. Beide gehören zur einflussreichen Hizmet-Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen. Die Medienhäuser hatten vor einem Jahr detailliert über die Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung berichtet.
Ehemalige Verbündete
Fethullah Gülen und Recep Tayyip Erdoğan waren einst Verbündete. Zusammen gingen sie gegen Oppositionelle und kemalistische Militärs vor, die als weltliche Kräfte für eine politische und kulturelle Anlehnung an Europa stehen. Doch vor einigen Jahren kam es zum Bruch. Mittlerweile tobt ein offener Machtkampf zwischen der Regierung Erdoğans und den Anhängern Gülens. Der wirft Erdoğan vor, einen Ein-Mann-Staat in der Türkei errichtet zu haben. Erdoğan widerum beschuldigt die Hizmet-Bewegung, einen Parallelstaat in der Türkei errichten zu wollen und Polizei und Justiz unterwandert zu haben.
Ein Schlag gegen die Pressefreiheit
Die Festnahmen sind für den Journalismus in der Türkei ein harter Schlag. Seit längerem erhöht die Regierung den Druck auf Journalisten und Medienanstalten. Wer kritisch über die Regierung berichtet, muss damit rechnen entlassen oder verhaftet zu werden. Die Organisation Reporter ohne Grenzen stuft die Türkei auf Platz 154 von 180 auf der Rangliste der Pressefreiheit ein.
Über die aktuelle Verhaftung von Journalisten in der Türkei und den Konflikt zwischen der Regierung und den Anhängern des Predigers Fethullah Gülen hat detektor.fm-Moderator Christoph Dziedo mit dem Spiegel-Redakteur und Türkei-Experten Maximilian Popp gesprochen.
Redaktion: Andreas Schmaltz