14 mal haben ihn die Kugeln getroffen. Seine Frau und seine Kinder mussten zusehen. Zwei Motorradfahrer erschossen am 25. Juli auf offener Straße den tunesischen Oppositionspolitiker Mohamed Brahmi. Seitdem flammen in Tunesien die Proteste gegen die aktuelle islamistische Regierungspartei Ennahda wieder auf.
Denn neben Brahmi wurde mit Chokri Belaïd bereits im Februar ein regierungskritischer Politiker ermordet – der Tod Brahmis scheint der Tropfen zu sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Tunesien – Musterschüler des arabischen Frühlings
Eigentlich schien Tunesien als eines der wenigen Länder des Arabischen Frühlings auf dem Weg zur Demokratie. Ende des Jahres sollte es Neuwahlen geben, auch die Verhandlungen über eine neue Verfassung waren weit fortgeschritten. Doch die Proteste verzögern die Demokratisierung.
Die Situation in Tunesien ähnelt der in Ägypten, bevor der dortige Präsident Mohammed Mursi aus dem Amt geputscht wurden. Droht also nun ein ähnliches Szenario 2000 km westlich?
Isabel Schaefer hat einige Jahre in Tunesien gelebt. Sie forscht für die Humboldt-Universität in Berlin zu Veränderungsprozessen im nordafrikanischen Land und schätzt die Lage in Tunesien ein.
Dass es zu politischen Konflikten kommen wird, war eigentlich absehbar und wird auch in den nächsten Wochen und Monaten so bleiben. – Isabel Schaefer, HU Berlin