Keine Entschuldigung für Hiroshima
Barack Obama umarmt herzlich einen der Überlebenden des Atombombenabwurfs über Hiroshima. Er legt einen Kranz auf die Gedenkstätte und spricht sich während seines Besuchs gegen Nuklearwaffen aus. Doch auch 71 Jahre nach dem Angriff auf Japan, folgt trotz aller Gesten keine Entschuldigung für den Abwurf der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945. Im Vorfeld wurde heiß über ein mögliches Schuldeingeständnis debattiert. Immerhin sind dadurch mehr als 140.000 Menschen gestorben. Eine genaue Zahl konnte nie ermittelt werden.
Man betrachtet die Frage nach dem Atombombenabwurf als eine Frage in Zeiten des Krieges. Als solche, die im Krieg gerechtfertigt war.- Alexander Görlach, Politikwissenschaftler und Theologe
Regierungschef Shinzo Abe hat Obamas „Mut“ begrüßt, überhaupt nach Japan zu fahren, und sein Besuch bleibt ein Symbol für die gesamte Welt. Dennoch hagelt es Kritik aus der Heimat. Denn die Republikaner sehen diese Geste als Beleg dafür, dass ihr Präsident sich viel mehr für die Seele anderer Nationen als für die seiner eigenen Landsleute interessiert. Ein weiterer Grund, warum eine Entschuldigung für mehr Unmut gesorgt hätte.
Vom Erinnern und Vergessen
Nicht nur die USA, sondern auch Japan scheinen ihre Erinnerungskultur nicht genug zu pflegen. Denn auch wenn im Vorfeld des Besuches ganz Japan darüber gesprochen hat, erinnern sich nur wenige Schüler an das, was damals passiert ist. Das zeigt eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr. Von Seiten der Regierung wird sogar dagegen gearbeitet. 2015 wurde ein Verbot verhängt, in der Schule politisch aktiv zu werden. Auch in den Geschichtsbüchern wird japanische Schuld kaum thematisiert.
Obama setzt ein Zeichen
Erst der längst überfällige Besuch in Kuba, nun Hiroshima. Barack Obama hat sich für die letzten Monate seiner Amtszeit einiges vorgenommen. Bereits vor sieben Jahren bekräftigte Obama in Prag seinen Wunsch nach einer atomwaffenfreien Welt. Damit versucht er, sich über das Establishment in Washington hinwegzusetzen. Dennoch gehören die USA weiterhin zu den größten Atommächten der Welt und modernisieren auch stetig ihr Arsenal. Zudem stocken die Abrüstungsgespräche mit Russland.
Ich glaube, dass wir in Europa, auch in den letzten Monaten mit dem arabischen Frühling, den Interventionen in Afrika und so weiter, gemerkt haben, dass der Westen und Europa ein militärisch starkes Amerika brauchen. – Alexander Görlach
Einen großen Erfolg kann Obama sich auf die Fahne schreiben, denn der Konflikt um das iranische Atomprogramm ist vorläufig beendet. Wie sein Nachfolger solche außerpolitischen Fragen händeln wird, bespricht detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit Alexander Görlach. Er ist derzeit als Gastwissenschaftler an der Harvard-Universität.