Donald Trump gibt sich seit seinem Wahlsieg überraschend… sanft. Das passt so gar nicht zu seinem Ton im Wahlkampf.
In seiner Siegesrede spricht Trump bereits davon, ein Präsident aller Amerikaner sein zu wollen. Er sagt dies ruhig, nicht so plärrend wie bei seinen Wahlkampfauftritten. Ein paar Stunden später folgt der nächste Streich: Die Forderung eines Einreiseverbots verschwindet von der Homepage des frisch gewählten Präsidenten. Einen Tag nach seinem Sieg trifft sich Trump mit Obama im Weißen Haus. Das Ergebnis des Gesprächs: Trump möchte einige Teile der Gesundheitsreform „Obamacare“ beibehalten. Sein Versprechen war einmal dessen sofortige Abschaffung.
Friede, Freude, Trump?
Die hitzige Stimmung hat sich unter den politischen Widersachern generell deutlich abgekühlt. Auch Obama lässt verlauten, man müsse jetzt ein Team sein und den neuen Präsidenten unterstützen. Selbst Verliererin Clinton gibt zu Protokoll: Die Nation müsse jetzt zusammenrücken.
Vor der Wahl war das Land noch tief gespalten: Entweder Trump oder Freiheit und Demokratie, dazwischen scheinbar nichts. Bereits ein paar Tage nach der Wahl herrscht, zumindest in der Polit-Elite, wieder eitel Sonnenschein. Das Kitten des Risses, der noch immer durch die Bevölkerung geht, dürfte länger dauern.
Trump: Kalkül oder Zwang?
Der zukünftige Präsident erweckt nach der US-Wahl einen gemäßigteren Eindruck. Er beschwichtigt, niemand müsse Angst haben. Vor der Wahl schienen apokalyptische mexikanische Reiter mit Klimawandel und Koran im Gepäck noch eine Gefahr für die nationale Sicherheit zu sein. Das Auftreten von Trump nach der Wahl wirkt dagegen ungewöhnlich durchdacht.
Der Wahlkampf war hitzig und emotional, unter Nationalisten, Republikanern, Demokraten und Liberalen. Nach dem Wahlsieg versucht der Parteispalter nun sogar die Wogen bei den Republikanern zu glätten: Dafür hat er bereits den Republikaner-Chef Reince Priebus zu seinem Stabschef gemacht.
Es bleibt nur die Frage: Muss oder will er seine Versprechen und seinen Ton ändern? Politikwissenschaftler Alexander Görlach ist da nicht so optimistisch. detektor-fm Moderatorin Anna Corwes hat mit ihm über die Zukunft der USA gesprochen.