Innerhalb weniger Wochen muss der Premierminister Großbritanniens, David Cameron, den zweiten herben Schlag einstecken.
Die europafeindliche und rechtspopulistische UK Independence Party, kurz Ukip, hat den Konservativen einen zweiten Mandatssitz im Unterhaus abgejagt.
Unerwartete Überläufer
Möglich wurde dies durch Nachwahlen, nachdem Mitglieder der konservativen Tory-Partei zur Ukip übergelaufen waren. Die in ihren Wahlkreisen bereits gefestigten Kandidaten Mark Reckless und Douglas Carswell hatten sich nach ihrem Parteienwechsel erneut aufstellen lassen und waren trotz Mitgliedschaft in der umstrittenen Partei wiedergewählt worden. Reckless erhielt gar 42,1 Prozent der Stimmen und damit 7,3 Prozent mehr als seine Rivalin von der konservativen Partei.
Allergisch gegen Vorschriften aus Brüssel
Die britische Bevölkerung zeigt sich seit Langem abgeneigt gegenüber jeglicher Bevormundung seitens der EU. Das bekam die regierende Tory-Partei bereits zu den Europa-Wahlen zu spüren. Ukip spricht genau diese Wähler an: Sie fordert den EU-Austritt und will die Einwanderungsgesetze verschärfen.
Schlappe für Cameron
Ein knappes halbes Jahr vor den Präsidentschaftswahlen kommt diese Entwicklung äußerst ungelegen für den amtierenden Premierminister David Cameron. Er hatte zuvor angekündigt, den nun verlorenen Wahlkreis Rochester unbedingt halten zu wollen – es hat nicht funktioninert.
Nun verliert er nicht nur in der eigenen Partei an Rückhalt, er muss auch um die konservative Mehrheit fürchten. Sollten den übergelaufenen Reckless und Carswell weitere folgen, ist Camerons Wiederwahl im Mai ernsthaft in Gefahr.
Erst der Anfang oder schon der Höhepunkt?
Wie es mit dem Kampf Ukips gegen die etablierten Parteien in Großbritannien weitergehen könnte und woher der Rechtsruck kommt, hat Jennifer Stange mit Michael Donauer gesprochen. Er leitet das Auslandsbüro der Deutschen Presseagentur DPA in London.
Redaktion: Javan Wenz