Deutschland gilt in Sachen Klimaschutz als eines der Vorzeigeländer, und das nicht ohne Grund. In den vergangenen Jahren sind nicht nur massiv erneuerbare Energien wie Solar- oder Windkraft ausgebaut, sondern auch C02 an allen Ecken und Enden eingespart und sogar (umstrittende) Umweltzonen in Städten eingeführt worden.
Doch eine Studie des Umweltbundes sagt nun: Das reicht nicht. Wenn Deutschland sein Klimaschutzziel erreichen will, bis 2050 die C02-Emissionen um knapp 90 Prozent zu reduzieren, dann müsse im Verkehr fast gänzlich auf fossile Kraftstoffe verzichtet werden. Autos, Lkws und Busse sollten demnach zukünftig anstatt mit Benzin oder Diesel ausschließlich durch Elektromotoren betrieben werden.
Umweltbundesamt-Studie: Bye-bye Diesel?
Doch warum hinkt der Klimaschutz in Sachen Verkehr so hinterher? Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt hat dafür eine einfache Erklärung:
Wenn wir den Verkehrssektor anschauen: Da haben wir bisher unsere Hausaufgaben einfach nicht gemacht. – Katrin Dziekan, Leiterin Fachgebiet „Umwelt und Verkehr“
Anders als beispielsweise im Industriesektor sind die CO2-Emissionen im Bereich Verkehr heute noch genauso hoch wie 1990. Das liege laut Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt aber nicht daran, dass es hier keine gesetzlichen Richtlinien gebe. Ein Grund für die anhaltend hohen CO2-Werte ist das starke Wachstum im Bereich Verkehr, insbesondere des Güterverkehrs.
Alles auf die Schiene
Die Lösung des CO2-Problems ist überraschend einfach: Anstatt Waren wie bisher größtenteils per Lkw durch Deutschland zu fahren, plädiert das Umweltbundesamt dafür, verstärkt auf Züge zu setzen. Diese werden nicht nur bereits mithilfe von Elektromotoren angetrieben. Der hierfür benötigte Strom könnte zukünftig auch vollständig durch Wind- oder Solarenergie erzeugt werden.
Eine solche Umstellung wäre laut Umweltbundesamt-Studie nicht nur relativ einfach, sondern auch schnell umsetzbar. So sei es möglich, bereits 2030 den Marktanteil der Bahn im Güterverkehr von aktuell 18 auf 25 Prozent zu steigern – wenn denn die Bahn mitspielt.
Heutzutage ist ja so, dass die Bahn darauf setzt, den Güterverkehr zusammenzustreichen. Das ist ja eigentlich kontraproduktiv. – Katrin Dziekan
Von der Abgasschleuder zum Energiesparer
Doch die Umweltbundesamt-Studie liefert nicht nur Vorschläge, wie mithilfe bestehender Infrastrukturen wie dem Bahnnetz die CO2-Emissionen weiter gesenkt werden können. Ebenfalls schlagen die Experten der Behörde die Entwicklung sogenannter Oberleitungshybrid-LKW vor.
Wie diese CO2-sparenden Lkws betrieben werden und was es braucht, damit Deutschland sein Klimaziel bis 2050 erreicht, darüber hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit Katrin Dziekan gesprochen. Sie leitet das Fachgebiet „Umwelt und Verkehr“ im Umweltbundesamt.