Ehegattensplitting – längst veraltet?
Seit 1958 erhalten Ehepaare durch das Ehegattensplitting einen Steuervorteil. Dafür werden die Einkommen der verheirateten Partner zusammengerechnet und gemeinsam besteuert. Das widerspricht dem sonstigen Steuerrecht. Dabei sparen vor allem Ehepaare mit einer hohen Verdienst-Differenz.
Doch die Ehe und ihre gesellschaftliche Rolle hat sich in den letzten 60 Jahren weiterentwickelt. Die Deutschen heiraten heute weniger. Währenddessen steigt die Zahl alleinerziehender Eltern in Deutschland. Gut ein Drittel der Kinder werden heute in einer Partnerschaft geboren, bei denen die Partner nicht verheiratet sind.
„Familiensplitting“ vs. „Individualbesteuerung“
Viele Politiker fordern deshalb ein Familiensplitting. Dadurch könne man nicht nur Ehepaare berücksichtigen, sondern auch Kinder. Die würden laut den Befürwortern damit einen höheren Stellenwert erhalten und das soll ein Impuls für die Familienplanung werden.
Ein Familiensplitting würde am Grundsatz der gemeinsamen Besteuerung erst einmal nichts ändern. – Katharina Wrohlich, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat sich das aktuelle Ehegattensplitting einmal genau angeschaut, nachgerechnet und schlägt nun eine individuelle Besteuerung mit einem übertragbaren Freibetrag vor. Dabei würde das Finanzamt bei der Einkommenssteuer jeden Partner einzeln besteuern. Liegt bei einem Partner das Einkommen unter dem Freibetrag kann der andere Partner den nicht ausgeschöpften Teil von seinem versteuerten Einkommen abziehen. Mit einer solchen Lösung könnte der Staat laut DIW bis zu 15 Milliarden Euro mehr Steuern einnehmen.
CSU-Vorschlag „Kindersplitting“
Die CSU aus Bayern schlägt im aktuellen Wahlkampf noch ein weiteres Modell vor: das Kindersplitting. Dabei sollen Familien mit Kindern zusätzlich entlastet werden, indem es für jedes Kind höhere Steuerfreibeträge geben soll.
Das käme in erster Linie einkommensstarken Haushalten zugute. – Katharina Wrohlich, DIW
Würde auch das Kindergeld entsprechend erhöht, könnten auch andere Einkommensgruppen profitieren, allerdings wäre so ein Vorschlag mit etwa 7 Milliarden Euro relativ teuer, rechnet Katharina Wrohlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung vor. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler erklärt sie, welches Modell wann am sinnvollsten ist.
Redaktion: Conny Poltersdorf