Vorhergesehen haben es die Simpsons und Michael Moore: Donald Trump wird neuer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Bis zum gestrigen Wahltag hielten viele ein solches Szenario für so gut wie ausgeschlossen. Man war sich ziemlich sicher, dass Hillary Clinton vor ihrem republikanischen Konkurrenten liegt.
Und man war das, weil die Prognosen so aussahen. Wie man inzwischen weiß: Diese Prognosen waren falsch.
Zwar beruht Trumps Sieg auch auf dem Wahlmännersystem, das durchaus Kandidaten ohne Mehrheit bevorteilen kann. Aber trotz allem haben nur wenige Beobachter wirklich mit einem Sieg Trumps gerechnet.
Das passiert nicht zum ersten Mal. Der Brexits wurden in Umfragen nicht vorhergesehen. Und auch der Erfolg der AfD hat Meinungsforscher kalt erwischt. Versagen die bisherigen Instrumente der Wahlforschung in der neuen politischen Realität?
Ob Brexit oder Trump – alles total überraschend?
Kein Wahlforscher würde behaupten, dass seine Umfrage eine Prognose aufs Wahlergebnis ist. Das ist ein Missverständnis in vielen Medien. – Rüdiger Schmitt-Beck, Professor für Politische Soziologie
Politische Umfragen werden in Deutschland sowohl von privaten als auch öffentlichen Einrichtungen erhoben. Doch eine repräsentative Umfrage zu gestalten, ist recht schwierig. Theoretisch müssten alle, die potentiell befragt werden könnten, dieselbe Chance haben, an einer Umfrage tatsächlich teilzunehmen. Bei der gesamten Bevölkerung eines Landes ist das kaum möglich.
Kommerzielle Forschungsinstitute hüten deswegen die Details ihrer Befragungs- und Gewichtungsinstrumente wie einen Heiligen Gral. Wie ein publiziertes Umfrageergebnis genau zustande kommt, ist deswegen kaum überprüfbar.
US-Wahlforschung besser als Deutsche
Allerdings stehen nicht nur die bisherigen Auswertungsverfahren auf dem Prüfstand. Als die Technische Universität Dresden Anfang 2015 eine Studie über Pegida verfasste, verweigerten fast zwei Drittel der Demonstranten eine Teilnahme an der Umfrage. Die Institute werden von Anhängern der neuen rechten Bewegungen gerne als Teil ihrer politischen Gegnerschaft gesehen. Entsprechend schwierig gestaltet es sich, sie überhaupt erst zu befragen – und eine ausreichend große Stichprobe an Antworten zu erhalten.
Steht die Wahlforschung also vor einem Problem? Braucht sie neue Methoden? Oder wie sind die Überraschungen der letzten Monate und Jahre zu erklären?
Rüdiger Schmitt-Beck ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung. detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf hat mit ihm über diese Fragen gesprochen.