Man kann es sich kaum vorstellen: Das flächenmäßig kleinste EU-Mitglied verbietet seinen Einwohnern die Scheidung. Ist die Ehe auf Malta erst einmal geschlossen, gilt sie dort für den Rest des Lebens – „bis dass der Tod euch scheidet“.
Am 28. Mai haben die Bewohner von Malta die Gelegenheit, ihre Meinung dazu zu äußern. In einem Referendum stimmen sie ab, ob sie Scheidungen künftig erlauben wollen – oder nicht.
Es geht allerdings nur um eine abgespeckte Version der Scheidung: Zuvor müssten die Ehepartner nämlich vier Jahre voneinander getrennt leben. Das Volksvotum wird dann für die Politik nicht bindend sein und die regierende Partei der christlichen Nationalisten ist dagegen; so gut stehen die Chancen für die Scheidungsbefürworter also nicht.
98 Prozent der Bevölkerung Maltas sind römisch-katholisch, dementsprechend hat die Kirche einen starken Einfluss auf den Staat: Schwangerschaftsabbrüche sind strafbar und sogar das Baden „Oben ohne“ ist nicht erlaubt.
Über die Stimmung in der Bevölkerung sprachen wir mit Wilfried Steen, er ist Pfarrer der evangelisch-ökumenischen Andreas Gemeinde auf Malta.