Dreht sich Arendt im Grabe um?
Eigentlich war es gut gemeint. Das Hannah Arendt Center in New York hat am 13. Oktober eine Veranstaltung zu „Krisen der Demokratie“ abgehalten. Um das Thema aus unterschiedlichen Richtungen zu beleuchten, wurde auch Marc Jongen eingeladen. Jongen ist Philosoph und war einmal Schüler von Peter Sloterdijk. Jongen ist aber auch Mitglied der AfD und sitzt seit der Wahl sogar im deutschen Bundestag. Nach seinem Auftritt hagelte es Kritik, unter anderem in einem offenen Brief, den auch Judith Butler und Axel Honneth unterzeichneten.
Darin wird Roger Berkowitz, dem Leiter des Hannah Arendt Centers, vorgeworfen, der AfD mit dem Auftritt eine prestigeträchtige Bühne geboten zu haben. Und nicht nur das: Das Center habe seine Parolen sogar unhinterfragt über Twitter verbreitet:
The Jews are leaving France, not because of populists, but because they are being attacked by Muslims. @Marc_Jongen#ArendtCon
— Hannah Arendt Center (@Arendt_Center) 13. Oktober 2017
Die Tyrannei intellektueller Mobs
Berkowitz hat öffentlich auf den kritischen Brief geantwortet. Es sei wichtig, auch Denker der extremen Rechten einzuladen, um ihre Positionen dem Diskurs zu öffnen. Dabei bezeichnete er seine Kritiker als „intellektuellen Mob“, dessen Tyrannei er ausgesetzt sei. Damit bedient er sich bei einem Ausdruck Hannah Arendts. taz-Kommentatorin Sonja Vogel hält Berkowitz Antwort für unangebracht. Jongens Äußerungen seien faschistisch und schon deshalb keine Meinung, die man diskutieren müsse.
detektor.fm-Moderator Christian Eichler hat mit Anne Fromm von der taz über die Frage gesprochen, ob man die Rechten auf solche Podien einladen sollte.
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