Eigentlich wollte ein internationales Konsortium schon 2014 mit dem Bau des größten Teleskops auf der Nordhalbkugel beginnen – dem Thirty Meter Telescope. Mit ihm könnte es möglich sein, Planete von Sternen zu sehen. Das wäre sensationell, man könnte zum Beispiel feststellen, ob es auf erdähnlichen Planeten Anzeichen von Wasser oder sogar Vegetation gibt. Doch gegen den Bau des Thirty Meter Telescope gibt es genau so lange Proteste, und zwar von den Nachfahren der Ureinwohner Hawaiis. Und sie haben prominente Unterstützung. Das Teleskop soll auf dem Vulkan Mauna Kea gebaut werden, der aber hat schon lange auch eine religiöse Bedeutung für die Ureinwohner. Und auch die Umwelt profitiert nicht grade von einem gewaltigen Teleskop.
Thirty Meter Telescope + 4.000 Meter Berg = ?
Deswegen wurde 2014 erst gar nicht gebaut. Die Einwohner argumentierten, dass sie nie gefragt wurden. Und damit haben sie vor Gericht auch Recht bekommen, zunächst zumindest. Das Wissenschaftskonsortium stellte Bauanträge und holte Genehmigungen ein, bis der Oberste Gerichtshof des USA-Bundesstaats entschied, dass das Thirty Meter Telescope doch gebaut werden darf.
Das interessiert die Einwohner und ihre Unterstützer aber wenig. Sie blockieren weiterhin die einzige Zufahrtsstraße auf den Vulkan. – Martin Holland, heise online
Hawaii oder La Palma, Hauptsache Italien
Die Polizei hält sich inzwischen zurück, die Justiz erwartet eine Einigung bis 2021.
Man kann aber nicht so lange mit dem Bau warten, die Teile sind quasi fertig, und wer lagert einen Spiegel von 30 Metern Durchmesser? – Martin Holland, heise online
Die Zeit wird also knapp. Mittlerweile schaut das Konsortium nach alternativen Standorten. Auf La Palma zum Beispiel hätte man keine Probleme zu bauen, allerdings ist dort kein Berg annähernd 4.000 Meter hoch. Darunter würde die Sehkraft des Thirty Meter Telescope massiv leiden. Denn je näher am Boden, desto dichter die Luftschicht und damit größer sind die Verzerrungen im Bild.
Ob die Schlagzeile „Bevölkerung gegen Wissenschaft“ oder doch „Internationales Konsortium gegen Ureinwohner“ heißen müsste, das erörtert detektor.fm-Moderator Nico van Capelle mit Martin Holland von heise online.