Das lang umkämpfte Aleppo wird mittlerweile vollständig von der syrischen Armee und ihren Unterstützern (Iran und Russland) kontrolliert. Doch ein Frieden in Syrien ist weiterhin in weiter Ferne.
Hin und Her bei den Verhandlungen
Am Wochenende wurde weitere Zivilisten aus Aleppo abtransportiert. Heute will sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit einer Resolution zur Entsendung von Beobachtern befassen. Gibt es doch wieder Hoffnung auf eine Befriedung des Syrien-Konflikts? Wie weit soll der Westen auf Assad zugehen?
Wenn die Alternative ist, dass das, was gerade vorgeht, weitergeht, dann sind meiner Meinung nach fast alle Mittel gerechtfertigt, um der Gewalt in Syrien ein Ende zu setzen. – Julian Wucherpfennig, Professor für Internationale Beziehungen
Einige westliche Staaten fordern aufgrund der russischen und iranischen Unterstützung für Assad mehr Geschlossenheit und Sanktionen. Der Journalist Jürgen Todenhöfer hingegen hat Angela Merkel aufgefordert, Verhandlungen mit der syrischen Regierung aufzunehmen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier solle zu Gesprächen nach Damaskus reisen.
Friedensverhandlungen im 21. Jahrhundert
Doch wie könnten Friedensverhandlungen für Syrien aussehen? Wie bringt man die vielen verfeindeten Parteien dazu, sich an einen Tisch zu setzen? In den Kriegen des 21. Jahrhunderts sind Antworten auf diese Fragen schwierig. Denn die Art und Weise, wie Konflikte ausgetragen werden, hat sich grundlegend gewandelt. Erfolgreiche Friedensverhandlungen sind schwierig, aber nicht unmöglich.
Jüngst hat das Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos gezeigt. Ihm gelang die Befriedung des seit 50 Jahren währenden Bürgerkriegs zwischen Farc-Rebellen und kolumbianischem Staat. Dabei ging der Präsident ein hohes Risiko ein. Er erfüllte weitreichende Forderungen der Rebellen und fand Kompromisse für Öffentlichkeit und Geschädigte. Dafür wurde er jüngst mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Kolumbien als Vorlage für den Frieden in Syrien?
Die Unterschiede zwischen dem kolumbianischen Bürgerkrieg und dem Syrien-Konflikt sind offenkundig extrem groß. In Syrien kämpft eine Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlichen Ansprüchen und Zielen. In Syrien sind diverese inländische und ausländische Parteien involviert. Zusätzlich wird nicht nur um politische Interessen, sondern auch um religiöse und ethnische Fragen gekämpft.
Was könnte die Weltgemeinschaft trotzdem von Kolumbien lernen? Kann ein Friedensschluss nur unter Einbindung von Präsident Assad gelingen? Wie weit darf man einem Kriegsverbrecher entgegenkommen? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler mit Julian Wucherpfennig gesprochen. Er ist Professor an der privaten Hochschule Hertie School of Governance in Berlin.