Warum streikt Wikipedia?
Für viele Menschen ist Wikipedia die Wissensquelle Nummer Eins. Doch wer am 21. März etwas in dem Online-Lexikon suchen möchte, wird nur eine schwarze Seite finden. Die Community hat entschieden, dass aufgrund der europäischen Reform des Urheberrechts einen Tag gestreikt wird.
Als nicht-kommerzieller Anbieter ist Wikipedia vom bekannten Artikel 13 ausgenommen. Dieser soll als Filter fungieren und Urheberrechtsverstöße schon im Keim ersticken. Artikel 11 jedoch gilt auch für das Online-Lexikon. Er regelt das Leistungsschutzrecht für Presseinhalte.
Zitate aus Zeitungsartikeln und andere Verweise auf Medieninhalte könnten dadurch zum rechtlichen Problem für die Online-Enzyklopädie werden. Darum hat sich eine Mehrheit der Autoren und Autorinnen für eine temporäre Abschaltung entschieden.
Öffentlichkeit informieren
Dass die Entscheidung, das Online-Lexikon abzuschalten, viele Nutzer einschränkt, ist Wikipedia klar. Ziel ist es, eine breite Masse über die Folgen der EU-Urheberrechtsreform aufzuklären.
Aus unserer Sicht ist das ein geeignetes Mittel, um zu zeigen, dass wir dagegen sind. Wir stehen für das freie Netz. – Lilli Iliev, WIKIMEDIA
Mit der Protestaktion positioniert sich das Team gegen die drohende Zensur durch das EU-Urheberrechtsgesetz. Insbesondere die Bewertung von Inhalten durch Upload-Filter sieht es als Gefahr.
Kunst wird von Menschen für Menschen gemacht und nur diese können den Kontext einer Werknutzung erkennen. Upload-Filter und maschinelle Verfahren können das nicht beurteilen. – Lilli Iliev
In der kommenden Woche stimmen die Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten über die Reform ab. An diesem Wochenende finden europaweit Demonstrationen gegen die jetzige Fassung statt.
Über den Protest von Wikipedia gegen die EU-Urheberrechtsreform hat detektor.fm-Moderator Philipp Weimar mit Lilli Iliev gesprochen. Sie ist Projektleiterin für Politik und Recht bei der WIKIMEDIA Gesellschaft für freies Wissen.
Redaktion: Jonathan Deupmann