Zwei Jahrzehnte in der Politik. Davon sieben Jahre Inhaber des zweithöchsten Amtes im Staat. Was es bedeutet, Politiker zu sein, das weiß Wolfgang Thierse.
In einer Zeit, in der „Politiker“ bei manchen Menschen als Schimpfwort gilt, in der immer weniger Menschen wählen gehen wollen und immer mehr Menschen zwar wählen wollen, aber nicht wissen, wen – in einer solchen Zeit ist es vielleicht keine dumme Idee, sich diesen Job einmal erklären zu lassen.
Wie sieht der Tag eines Spitzenpolitikers aus? Hat man da jemals frei? Sind wir zu hart mit unseren Politikern – sollten wir vielleicht ab und auch mal Mitleid mit denen haben? Wie kommt es eigentlich, dass die so oft nicht im Bundestag sind – oder wenn sie dort sind: dass es kaum noch echten Streit gibt?
Verlernen wir das Streiten?
Die meisten Politiker sind wirklich fleißige Leute. Die können sich Faulheit nicht erlauben. – Wolfgang Thierse
Früher, da gab es die Zeitung, die Tagesschau und den Stammtisch. Man musste nicht einer Meinung sein, aber es war klar: so wahnsinnig viel Auswahl zur Meinungsbildung hatte man nun auch nicht, und früher oder später musste ein Konsens her.
Heute ist das anders. Heute sortiert man sich die Medienwelt, wie sie einem gefällt – und was nicht passt, wird ausgeblendet. Und das stellt uns vor Herausforderungen. Wie kann man das durchbrechen? Wie kommen wir wieder zu mehr Diskursfähigkeit? Und gibt es eine Pflicht zum Streit, oder gar zum Widerstand?
Über all diese Fragen spricht detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Wolfgang Thierse, der seit 1989 Politik macht und von 1998 – 2005 Präsident des Deutschen Bundestags war.