Play
Das Gesundheitswesen in Deutschland hat ein Personalproblem. Foto: 170208-A-IO170-071 | US Army Africa / flickr.com

Zu wenig Personal in der Pflege

Hilfe für die Helfenden

Obwohl die Bevölkerung immer älter wird, gibt es in Deutschland immer weniger Pflegekräfte. ver.di-Chef Frank Bsirske hat nun eine Mindestbesetzung gefordert. Gleichzeitig allerdings kommen weniger Fachkräfte aus Polen nach Deutschland, als in der Vergangenheit. Wie kann ein Pflegekollaps verhindert werden?

Mehr Patienten, weniger Krankenpfleger

Es steht nicht gut um die Pflege in Deutschland. Das weiß auch ver.di-Chef Frank Bsirske. Am Mittwoch forderte er deswegen eine Mindestgrenze für Pflegepersonal. Immer wieder wird in der Debatte auf den demografischen Wandel verwiesen, in naher Zukunft wird es hunderttausende Pflegefälle mehr geben.

Gesundheitsrisiko Krankenhaus

Allerdings geht es nicht nur um die Altenpflege. Auch im Krankenhaus-Betrieb wird dem Pflegepersonal die alleinige Verantwortung über mehr als zehn Patienten überlassen. Menschen, die ständig an ihrer Belastungsgrenze arbeiten, machen Fehler.

Die immense Arbeitsbelastung ist nicht nur für Patienten gefährlich, auch die Pflegekräfte selbst haben immer mehr gesundheitliche Probleme. Die Überlastung ist teilweise im System der Fallpauschalen angelegt. Krankenhäuser rechnen jeden Patienten als „Fall“ ab. Je schneller ein „Fall“ das Krankenhaus verlässt, desto lukrativer. Die kürzeren Liegezeiten und die Erhöhung der Patientenanzahl führen wiederum zu mehr Arbeitsstress für die Pflegerinnen und Pfleger.

Das System der Fallpauschalen treibt die Krankenhäuser in einen sehr schwierigen Wettbewerb. Krankenhäuser neigen deswegen dazu, möglichst wenig Pflegekräfte in manchen Bereichen zu beschäftigen. — Wolfram Burkhardt, Professor für Management im Gesundheitswesen

Deutschland ist nicht mehr attraktiv

Über lange Zeit konnte der Personalmangel im Gesundheitswesen durch ausländische Fachkräfte ausgeglichen werden. Meist werden polnische Pflegerinnen in privaten Haushalten angestellt — unter äußerst prekären Bedingungen.

Andere Länder bieten bessere Arbeitsbedingungen für die Pflege und mehr Lohn für die Pflegekräfte. Deswegen ist Deutschland für ausländische Arbeitskräfte nicht mehr das attraktive Land. — Wolfram Burkhardt

Ein Großteil des ausländischen Pflegepersonals in Krankenhäuser kommt ebenfalls aus Polen. Polnische Pflegekräfte kamen so häufig, da die Arbeitsbedingungen in Polen noch schlechter sind. Doch dieser Trend hält nicht mehr an. Viele gehen nun nach Norwegen oder Schweden. Das skandinavische Modell könnte ein Vorbild für Deutschland sein: Mehr Geld für das Gesundheitswesen, mehr kommunale Verantwortung und weniger Marktlogik in der Pflege.

Über die Probleme des deutschen Gesundheitssystems und den Personalmangel in der Pflege hat detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit Wolfram Burkhardt gesprochen.

Prof. Dr. Wolfram Burkhardt - ist Professor für Management im Gesundheitswesen an der Frankfurt University of Applied Sciences.

ist Professor für Management im Gesundheitswesen an der Frankfurt University of Applied Sciences.
Ich habe den Eindruck, dass die Parteien verstanden haben, dass sie mit dem Thema Gesundheit und Pflege derzeit nicht viel gewinnen können.Prof. Dr. Wolfram Burkhardt
Pflegenotstand in Deutschland 07:05

Redaktion: Rewert Hoffer

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen