Rechte Konfessionelle
Abtreibungen, Homosexualität und alles, was über ein binäres Geschlechtsverständnis hinausgeht, sind ihnen ein Dorn im Auge: Viele Evangelikale gehören zum rechten Rand der christlichen Weltgemeinschaft. Im Vergleich zu Ländern wie Brasilien oder den USA sind sie in Deutschland eine recht kleine Gruppe, die wenig Präsenz im öffentlichen Diskurs bekommt – außer, wenn sie jährlich zu ihrem „Marsch für das Leben“ mobilisieren, um gegen Abtreibungen zu protestieren.
Einmal über den großen Teich zeigt sich jedoch ein anderes Bild: In den USA wurden die Evangelikalen aufgrund ihrer Anzahl und ihres gesellschaftlichen Einflusses zu einem wichtigen Wahlkampftreiber für Donald Trump. Und auch in Brasilien setzt der amtierende Präsident Jair Bolsonaro auf das fundamentalistische Lager der christlichen Glaubensgemeinschaft.
Wahlkampftreiber: Evangelikale
Diese Entwicklungen sind auch hierzulande nicht unbemerkt geblieben. Laut einer aktuellen Recherche von taz und ARD Kontraste versucht sich auch die AfD daran, ein internationales Netzwerk um die evangelikale Glaubensgemeinschaft zu bauen. Zentraler Akteur der AfD ist Waldemar Herdt. Er ist Sprecher der eigens für den Kampf für die „christlich-konservativen Werte“ eingerichteten AfD-internen „Interparlamentarischen Menschenrechtskommission“ (IPMK).
Doch Herdt ist nicht der einzige AfD-Politiker, der die Bande in internationale fundamentalistische Kreise enger knüpfen will. Auch die stellvertretende Bundessprecherin der Partei, Beatrix von Storch, stattete Jair Bolsonaro einen Besuch ab. Es bleibt die Frage, was sich die AfD von diesen Netzwerken erhofft und wie aussichtsreich ihre Bemühungen sind.
In dieser Folge von „Zurück zum Thema“ spricht detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit Niklas Franzen. Er ist Journalist und war maßgeblich an der Recherche beteiligt. Außerdem ist der AfD-Politiker Waldemar Herdt zugeschaltet.