Pessimismus statt Hoffnung
Die Klimakrise schreitet weiter voran und das 1,5-Grad-Ziel zur Begrenzung der Klimaerwärmung wird bei gegenwärtiger Politik verfehlt. Die rechtspopulistische AfD wäre mit 21 Prozent bundesweit zweitstärkste Kraft, wenn an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre. Und allein in diesem Jahr sind bisher 2.400 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben. Das sind eigentlich schon genug Gründe, alles stehen und liegen zu lassen und für eine bessere Welt zu kämpfen. Doch das passiert nur vereinzelt und nicht als gesamtgesellschaftliche Bewegung. Woran liegt das? Ein Grund dafür sei die Hoffnung, dass schon irgendwie alles gut wird, schreibt die Autorin und Journalistin Alice Hasters in ihrem neuen Buch „Identitätskrise“.
Alice Hasters: Der „Westen“ steckt in der Identitätskrise
Laut Hasters befindet sich die „westliche Welt“ insgesamt in einer Identitätskrise. Diese definiert sie als eine Geschichte, die man über sich selbst erzählt und die nicht mehr aufgeht. Der „Westen“ hat lange eine Geschichte sich selbst erzählt, über ewiges Wirtschaftswachstum und Gerechtigkeit. Diese Erzählung kollidiert aber mit den Krisen unserer Zeit, so Hasters. Realpolitisch macht sie die Identitätskrise unter anderem an dem erhöhten globalen Rechtsruck fest. Die AfD habe keine guten Vorschläge, die Krisen unserer Zeit zu lösen. Allerdings biete die Partei ihrer Wählerschaft eine klare Identität. Für Alice Hasters ist die Identitätskrise des „Westens“ ein Prozess und bedeutet die emotionale Auseinandersetzung mit einem gesellschaftlichen Wandel, der unumgänglich ist.
Warum und wie können Pessimismus und Weltschmerz dabei helfen, neue Hoffnung zu schöpfen? Über diese und weitere Fragen spricht detektor.fm-Moderatorin Joana Voss in dieser Folge von „Zurück zum Thema“ mit Alice Hasters. Sie ist Journalistin, Podcasterin und Moderatorin. „Identitätskrise“ ist ihr zweites Buch und bei Hanser erschienen.