Nur noch sechs Kernkraftwerke sind in Deutschland zurzeit in Betrieb, bis zum Ende des nächsten Jahres sollen sie alle abgeschaltet sein. Eigentlich hat man hier bereits mit Atomkraft abgeschlossen, so scheint es. Doch andere EU-Mitgliedsstaaten sehen das anders: Allen voran Frankreich setzt auf Kernenergie. Und nun diskutiert man auf EU-Ebene, sie sogar als nachhaltig einzustufen. Somit würde Atomkraft als Teil von grünen Technologien in der EU-Klimapolitik gefördert werden.
Ein Widerspruch in sich?
Kernkraft und „grün“ – wie passen diese Begriffe mit Hinblick auf vergangene Reaktorunfälle wie in Tschernobyl oder Fukushima zusammen? Außerdem muss sich unter anderem auch Deutschland immer wieder der Frage stellen, wo die radioaktiven Abfälle langfristig gelagert werden können, ohne der Umwelt und den dort lebenden Menschen zu schaden. Die Probleme rund um Atomkraft sind also bekannt: Warum plädieren jetzt einige EU-Staaten für eine Klassifizierung als „nachhaltig“?
Klimaschutz als Ziel
Wenn man Deutschlands und Frankreichs Energieverbrauch vergleicht, sieht man, dass Frankreich weit weniger Kohlenstoffdioxid ausstößt. Tatsächlich argumentieren mehrere EU-Länder damit, dass die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 ohne das Einsetzen von Atomenergie nicht möglich sei. Ist es also sinnvoll, Atomstrom als einen notwendigen Schritt für ein übergeordnetes Ziel beizubehalten?
Diesen Fragen geht der detektor.fm-Moderator Yannic Köhler im Gespräch mit Claudia Kemfert nach. Sie ist die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Außerdem spricht er mit Miranda Schreurs, die als Professorin für Klima- und Umweltpolitik an der Universität München lehrt und an der Suche nach Endlagern beteiligt ist.