Hochwasser, Erdbeben oder Terroranschläge: Um die Bevölkerung rechtzeitig vor solchen Unglücken zu warnen, braucht es neue Konzepte, das hat die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands schmerzlich bewiesen. Doch wie warnt man die Bevölkerung im Gefahrenfall? Ein derzeit viel diskutierter Vorschlag: Warnung durch sogenanntes Cell Broadcasting.
Alarm-Benachrichtigung als Lebensretter?
Es gibt in Deutschland bereits mehrere Warn-Apps wie zum Beispiel NINA. Doch auch die konnten nicht verhindern, dass viele Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen von der Flutwelle überrascht wurden. Als vielversprechende Alternative werden nun Alarmbenachrichtigungen diskutiert, die direkt an jedes Handy in einer Katastrophenregion gehen. Das Mobiltelefon klingelt dann sogar, wenn es lautlos gestellt ist, damit sich ihre Besitzer rechtzeitig in Sicherheit bringen können.
Deutschland – Entwicklungsland beim Katastrophenschutz
Die USA, Großbritannien oder auch die Niederlande sind im Umgang mit Cell Broadcast schon routiniert – in Deutschland hat man sich dagegen bisher nicht um ein solches Warnsystem bemüht. Und das, obwohl die EU-Kommission schon seit einer Weile auf die Einführung von Cell Broadcast drängt. So bitter es klingt: Scheinbar hat es erst die Flutkatastrophe gebraucht, damit das Thema auf den Tisch kommt. Bundesinnenminister Horst Seehofer hat nun angekündigt, dass Cell Broadcast noch in diesem Jahr in Deutschland an den Start gehen soll.
Ist die deutsche Bevölkerung für Katastrophenfälle genug sensibilisiert und was muss getan werden, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen? Dazu im Interview ist detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit dem Sozialwissenschaftler Daniel Lorenz. Er forscht zu Katastrophenschutz an der FU Berlin. Welche Vorteile der Cell Broadcast gegenüber einer App hat, erzählt Manuel Atug von der AG Kritis, die sich mit kritischer Infrastruktur beschäftigt.