Wen vertritt der Bundestag?
„Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.“ So heißt es in Artikel 38 des Grundgesetzes. Aber repräsentieren die Abgeordneten im Deutschen Bundestag wirklich die ganze Bevölkerung?
Wer sich die Abgeordneten anschaut, wird schnell feststellen, dass das Parlament im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands überdurchschnittlich männlich, alt und weiß ist. Nur wenige Menschen mit Behinderung sind vertreten, außerdem haben laut Kürschners Volkshandbuch auffällig viele Abgeordnete Medizin oder Jura studiert. Die wenigsten kommen aus handwerklichen Berufen oder haben einen Hauptschulabschluss.
Mehr Vielfalt – aber wie?
Die überparteiliche Initiative „Brand New Bundestag“ will das ändern und diversere Abgeordnete ins Parlament bringen. Neun ausgewählte Kandidatinnen und Kandidaten sollen bei ihrem Weg ins Parlament mithilfe von Öffentlichkeitsarbeit, Schulungen und Freiwilligenteams unterstützt werden.
Das Vorbild der Initiative kommt aus den USA: „Brand New Congress“ hatte 2019 mit Erfolg die junge Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez in den US-amerikanischen Kongress gebracht. Doch auch wenn „Brand New Bundestag“ alle Kandidatinnen und Kandidaten, die sie unterstützen, ins Parlament einziehen könnten, wären es immer noch nur 9 von fast 700.
Warum sie trotzdem große Hoffnungen in das Projekt setzt, hat detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt Rasha Nasr gefragt: Sie tritt 2021 als erste Person of Color für die SPD Dresden an und ist eine der Kandidatinnen und Kandidaten, die von Brand New Bundestag gefördert werden. Die Politikwissenschaftlerin Rebecca Pates erzählt außerdem, wie der Mangel an Diversität im Bundestag entsteht.