Erdogan gewinnt Präsidentschaftswahlen in der Türkei
Nachdem in der Wahl von vor zwei Wochen kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hatte, kam es vergangenen Sonntag zu einer Stichwahl zwischen dem nationalistisch-kemalistischen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu und dem konservativen amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Wie sich nach dem ersten Wahlgang bereits abzeichnete, fiel das Resultat zwar knapp, aber zugunsten von Erdogan aus. 52,14 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben sich für den amtierenden Präsidenten entschieden. Es zeigt sich klar, wie bereits bei der Abstimmung über das autokratische Präsidialsystem im Jahr 2017, dass die türkische Gesellschaft tief gespalten ist.
Was spaltet die Bevölkerung im Land?
Die eine Hälfte des Landes möchte sich eher in Richtung Demokratie und Westen orientieren. Bei den verlorenen Wahlen haben sich diese Menschen in einem Bündnis aus sechs sehr unterschiedlichen Parteien zusammengefunden, um den Oppositionskandidaten Kemal Kilicdaroglu zu unterstützen. Sie stehen für eine klare Trennung von Staat und Religion ein. Die andere Hälfte der Bevölkerung hat sich hinter Präsident Erdogan vereint, ist konservativ-islamisch und in Teilen gar ultranationalistisch. Zum zweiten Mal haben die Demokratie-Befürwortertenden nun verloren, in einer Wahl, die allseits als Schicksalswahl gehandelt wurde. Hat die Demokratiebewegung in der Türkei noch Hoffnung?
In der heutigen Folge von „Zurück zum Thema“ haben wir mit Antonia Tilly von der Friedrich-Ebert-Stiftung darüber gesprochen, was dieses Wahlresultat für die Wählerschaft der Opposition und deren Traum von Demokratie in der Türkei bedeutet. Zum Thema „Wahlen in der Türkei“ haben wir bei „Zurück zum Thema“ außerdem bereits eine Themenwoche gehabt. In dieser Woche haben wir über die türkische Gemeinschaft in Deutschland, Frauenrechte in der Türkei und das Erdbeben gesprochen.