Afghanistan unter Kontrolle der Taliban
Seit zehn Tagen ist Afghanistan wieder unter der Herrschaft der extremistischen Taliban. Während der letzten zwanzig Jahre haben sich unter dem Schutz westlicher Armeen Ansätze einer Zivilgesellschaft gebildet. Arbeitende Frauen und ein Leben ohne strengste religiöse Vorschriften – mit diesen Freiheiten könnten nun vorbei sein. Insbesondere Afghaninnen und Afghanen, die mit den ausländischen Armeen zusammengearbeitet haben, fürchten nun um ihr Leben und wollen das Land verlassen. Doch wie können die Menschen aus Afghanistan der Gefahr durch die Taliban entfliehen?
Keine größeren Migrationsbewegungen nach Europa
Deutschland und andere europäische Länder stellen ihre Evakuierungsflüge vom Flughafen Kabul ein. Damit bleiben unzählige Menschen, die mit westlichen Regierungen und Organisationen zusammengearbeitet haben, ohne Schutz zurück. Der Grund für den Stopp der Evakuierungen: Die USA werden bis Ende August alle Soldaten abziehen. Auf dieser Frist haben die Taliban bestanden. Damit ist die Sicherung des Flughafens nicht mehr gewährleistet.
Trotz der schwierigen Lage ist bisher keine größere Migrationsbewegung Richtung Europa zu erkennen. Das liegt vor allem an den fehlenden Fluchtwegen. Außerdem kommen nur wenige Menschen in den Nachbarstaaten an, wo sich derzeit die meisten Geflüchteten befinden. Die Taliban kontrollieren bereits viele Straßen in Afghanistan und sperren mögliche Fluchtwege. Viele Afghaninnen und Afghanen fliehen deshalb innerhalb des Landes.
Ob die Katastrophe in Afghanistan dazu führen wird, dass vermehrt Menschen in Deutschland Schutz suchen werden, fragt detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt den Migrationsforscher Gerald Knaus vom Thinktank European Stability Initiative. Chris Melzer vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erklärt, mit welchen Problemen Flüchtende in der Region zu kämpfen haben.