Eine Genossenschaft für Leiharbeit
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat derzeit alle Hände voll zu tun: Seit Wochen geraten die Verhandlungsrunden mit der Deutschen Bahn (DB) immer wieder ins Stocken. Die GDL fordert unter anderem eine 35-Stunden-Woche und eine Lohnerhöhung von mehr als 500 Euro. Diesen Maximalforderungen kann die Bahn nach eigener Aussage nicht nachkommen. Für die GDL wiederum geht es bei den aktuellen Verhandlungen, die in der vergangenen Woche von der Gewerkschaft vorzeitig abgebrochen wurden, um mehr als nur eine Lohnerhöhung: Seit das Tarifeinheitsgesetz 2021 in Kraft getreten ist, gelten in Unternehmen jeweils nur die Tarifabschlüsse der mitgliederstärksten Gewerkschaft. In den meisten Subunternehmen der Bahn stellt die GDL wohl nicht die meisten Mitglieder.
Fair Train und Verhandlungen
Eine Möglichkeit, Veränderungen zugunsten der GDL zu erreichen, ist die Leiharbeitsfirma Fair Train. Die hat GDL-Chef Claus Weselsky gemeinsam mit anderen GDL-Mitgliedern im Januar gegründet.
Die Idee: Die Genossenschaft soll Lokführer und Lokführerinnen bei der Deutschen Bahn abwerben, zu besseren Arbeitsbedingungen anstellen — und dann als Personaldienstleister wieder an die Deutsche Bahn verleihen. Der Verdacht in vielen Medien: Mithilfe der Genossenschaft könnte die GDL das Tarifeinheitsgesetz umgehen und zusätzlichen Druck in den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn ausüben.
Welche Rolle spielt Leiharbeit bei den Bahn-Tarifverhandlungen? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann in dieser Folge von „Zurück zum Thema“ mit Peter Bosse, er ist Vorstandsmitglied bei Fair Train. Ob der Plan der GDL, Fair Train als Druckmittel zu nutzen, tatsächlich aufgehen könnte und was hinter Fair Train steckt, das bespricht sie mit dem Bahnexperten Prof. Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.