Zu schwache Islamismus-Kritik?
Der SPD-Politiker und Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert hat sich im Spiegel klar geäußert: Beim Thema Islamismus verhalte sich Deutschland, vor allem aber die politische Linke, auffällig zurückhaltend. Anlass ist die Reaktion auf das islamistische Attentat, das Frankreich vor zwei Wochen erschüttert hat. Ein Lehrer, der am Beispiel von Mohammed-Karikaturen über Meinungsfreiheit diskutieren wollte, ist auf offener Straße von einem 18-Jährigen enthauptet worden. Und zwar aus eindeutig islamistischen Motiven. Der Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch stimmt Kühnert weitgehend zu. Beide meinen, dass auf der linken Seite die Angst herrsche, mit Äußerungen zu nah an die Positionen von Migrationsgegnern zu geraten.
Das Problem mit der Abgrenzung von Rechts
Es ist kein Konsens, dass die politische Linke zu schweigsam ist. Sie sei bei rechtsradikalen Vorfällen vor allem lauter zu hören, weil diese jahrzehntelang vom Staat verharmlost worden seien. Oft sei die Wortwahl für islamistisch motivierte Verbrechen auch vorsichtiger und gehe gegenüber den eher polemischen Reaktionen des rechten Flügels leichter unter. Unter linken Gruppierungen gibt es viele, die Islamismus klar verurteilen. Und auch solche, die es sehr kritisch sehen, dass auf einigen Demonstrationen konservative und auch radikale Islamverbände geduldet werden.
Auch der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban sieht bei der Linken große Defizite, was die Kritik am radikalen Islam betrifft. Und welche Stimmen gibt es neben Dietmar Bartsch noch in der Partei? Das hat detektor.fm-Moderatorin Tina Küchenmeister Gökay Akbulut gefragt. Sie ist Sprecherin für Migrations- und Integrationspolitik im Deutschen Bundestag.