Italiens Politik wirkt von außen oft chaotisch. Das liegt nicht zuletzt an den zahlreichen Regierungswechseln. Seit 1946 hat es in Italien fast 70 Regierungen gegeben – im Schnitt halten die Regierungen damit nur etwas länger als ein Jahr. Das hängt auch damit zusammen, dass es in Italien keine klassischen Koalitionsverträge gibt, die auf eine Wahlperiode ausgelegt sind. Wenn sich die Regierungspartner nicht einig werden, kommt es schon mal einfach zu einer neuen Zusammensetzung.
Wahl in Italien: Fantasienamen und leere Stimmzettel
Seit Anfang dieser Woche geht es in Italien wieder einmal etwas turbulenter zu: Etwa 1 000 Wahlmänner und -frauen sollen einen neuen Präsidenten wählen. Der Präsident ist – ähnlich wie in Deutschland – das Staatsoberhaupt. In drei Wahlgängen hatte allerdings niemand die notwendige Zweidrittelmehrheit auf sich vereinigen können, viele Stimmzettel sind einfach leer geblieben. Ab dem vierten Wahlgang reicht eine absolute Mehrheit – doch auch die ist bisher nicht zustande gekommen. Teilweise hatten die Delegierten einfach Fantasienamen eingetragen, auch der ehemalige Fußballtorwart Dino Zoff wurde auf einem Stimmzettel notiert.
Der amtierende Präsident Sergio Mattarella steht nicht mehr für eine zweite Amtszeit zur Verfügung. Nun wird ein Nachfolger gesucht. Auch Ex-Premier Silvio Berlusconi hatte zwischenzeitlich überlegt, für das höchste Staatsamt anzutreten. Unter dem Namen „Operation Eichhörnchen“ hatte er versucht, Abgeordnete für sich zu gewinnen. Er blieb jedoch erfolglos und hat mittlerweile auf eine Kandidatur verzichtet.
Über das Chaos bei der Wahl und das Amt des Präsidenten spricht detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit Anja Miller. Sie leitet das ARD-Studio in Rom und verfolgt die Wahl vor Ort.