Tausende sind vergangene Woche in Kasachstan auf die Straße gegangen, um gegen ihre Regierung zu protestieren. Am 2. Januar 2022 haben Arbeiterinnen und Arbeiter der Erdgas-und Ölindustrie gestreikt, weil sich die Flüssiggas-Preise zu Jahresbeginn verdoppelt hatten. Angefangen hatten die Demonstrationen im Westen des Landes, die friedlichen Kundgebungen und Streiks entwickelten sich dann im Laufe der Woche zu einem landesweiten Protest.
Massives staatliches Eingreifen in Kasachstan
Als Reaktion auf die zunehmenden Unruhen entließ der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew am 5. Januar die gesamte Regierung. Außerdem ordnete er an, die Gaspreise wieder zu senken. Die Aufstände im Land stoppte er damit allerdings nicht. Vor allem in der Wirtschaftsmetropole Almaty kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen Demonstrierenden und den Sicherheitskräften der Regierung. Am Freitag hatte Tokajew darüber hinaus Polizei und Armee befohlen, ohne Vorwarnung auf die Demonstrierenden zu schießen. Bisher sind 164 Menschen im Zuge der Proteste getötet worden, es gab etwa 2 200 Verletzte.
Wer demonstriert wofür?
Trotz des Schießbefehls von Tokajew haben sich in Kasachstan am Wochenende erneut viele Menschen zu Demonstrationen versammelt. Was treibt die Kasachinnen und Kasachen an, sich einer solchen Gefahr auszusetzen? Die Gaspreise scheinen schließlich nur der Auslöser für die Unruhen gewesen zu sein. Und kann man überhaupt davon ausgehen, dass die meisten Demonstrierenden aus ähnlichen Gründen auf die Straße gehen?
Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Marie Jainta mit Sebastian Schiek. Er ist Lehrbeauftragter am Osteuropainstitut der Freien Universität Berlin und befasst sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig mit Zentralasien.