Katar im öffentlichen Fokus
Vor einem Jahr hat man in Deutschland noch heftig darüber diskutiert, ob es moralisch vertretbar wäre, Erdgas aus Katar zu kaufen. Auch die Fußball-Weltmeisterschaft, die 2022 in Katar ausgerichtet worden ist, hat die Augen auf die schwierige Menschenrechtslage dort gelenkt.
Der Golfstaat arbeitet seit geraumer Zeit daran, sein internationales Image zu verbessern. Besonders im Nahost-Konflikt, aber auch im Krieg zwischen Russland und der Ukraine oder bei Verhandlungen zwischen den USA und Iran, nimmt Katar aktuell eine Vermittler-Rolle ein. Sowohl Israel als auch die USA erkennen öffentlich an, wie wichtig das Land momentan für die Verhandlungen ist. Währenddessen ist der politische Anführer der Hamas in Doha, der Hauptstadt Katars, untergebracht. Auch andere gesuchte Terroristen halten sich dort ungehindert auf.
Doha ist durchaus erfolgreich dabei, mit beiden Konfliktseiten gute Beziehungen zu pflegen: So hat Russland auf Bestreben Katars entführte ukrainische Kinder in ihr Heimatland zurückkehren lassen. Die Hamas hat durch die Verhandlungen Katars Geiseln wieder freigelassen, was das westliche Vertrauen in den Golfstaat weiter steigern konnte.
Ein kontroverser Verbündeter
Dieses Vertrauen ist alles andere als selbstverständlich. Durch Öl, Gas und Investitionen hat sich Katar zu einem der reichsten Länder der Welt entwickelt. Häufig wird kritisiert, wie der Staat seine massiven Ressourcen einsetzt — nicht zuletzt wegen der vermuteten Unterstützung von verschiedenen Terrororganisationen in den Ländern der arabischen Welt. Auch die Gehälter von Staatsangestellten in Gaza werden zu großen Teilen aus Katar bezahlt. Außerdem wird von dort aus auch der von vielen arabischen Staaten gefürchtete Nachrichtensender Al-Jazeera finanziert.
Währenddessen pflegt der Golfstaat aber auch seit längerem enge Beziehungen zu westlichen Staaten und beherbergt die größte US-Luftwaffenbasis der Region. Dieser gute Umgang mit verschiedenen Seiten in diplomatischen Konflikten hat in der Vergangenheit schon zu diplomatischen Erfolgen geführt. Und er soll auch die Sicherheit des militärisch schwachen Landes garantieren, wie auch Udo Steinbach sagt.
Wie und warum sich Katar seine momentane Vermittler-Rolle erarbeiten konnte, bespricht detektor.fm-Moderatorin Joana Voss mit Udo Steinbach, Leiter am Study Center für den Mittleren Osten und Nordafrika der Maecenata Stiftung, in der aktuellen Folge „Zurück zum Thema„.