Nicht nur ein Streit um Nummernschilder
Seit rund zwei Wochen gibt es wieder Unruhen an der Grenze zwischen Serbien und Kosovo. Der Grund dafür sind neue Einreiseregeln für serbische Bürgerinnen und Bürger, die mit dem 1. August in Kraft treten sollten. Serbische Ausweisdokumente sollten demnach nicht mehr anerkannt und bei der Einreise durch provisorische Dokumente ersetzt werden. Wie schon vor einem Jahr gab es auch wieder Streit um Autokennzeichen. Fahrzeuge mit serbischen Nummernschildern, die es vor allem im Norden des Landes gibt, sollten umgemeldet werden. Die geplanten Einreiseregeln seien eine „Maßnahme der Gegenseitigkeit“, so der kosovarische Regierungschef Albin Kurti. In Serbien gebe es ein ähnliches Vorgehen für kosovarische Bürgerinnen und Bürger. Auf Drängen der EU und der USA wurden die neuen Einreiseregelungen um einen Monat verzögert.
Schüsse und Sirenenalarm
Bei dem Konflikt geht es nicht allein um Nummernschilder: Seit dem Ende des Kosovo-Krieges 1999 erkennt Serbien Kosovo nicht an, das sich 2008 offiziell für unabhängig erklärt hat. In dem Land leben heute überwiegend Albanerinnen und Albaner, nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung Kosovos sind Serbinnen und Serben. Diese leben überwiegend im Norden des Landes, wo nun Unruhen ausgebrochen sind. In der Grenzstadt Mitrovica gab es Sirenenalarm, in dieser Gegend fielen sogar Schüsse.
Wie lässt sich die Situation nun deeskalieren? Die Nato-Mission KFOR soll weiterhin für Sicherheit im Kosovo sorgen und auch die EU will vermitteln. detektor.fm-Moderator Yannic Köhler spricht darüber mit Prof. Dr. Marie-Janine Calic. Sie ist Professorin für Ost- und Südosteuropäische Geschichte und spezialisiert auf ethnische Minderheiten und nationale Fragen auf dem Balkan.