Mehr als ein kleiner Zwischenfall
Der Kosovo lässt keine Autos mehr ins Land, die ein serbisches Kennzeichen haben. Wer dennoch einreisen möchte, muss eine temporäre Plakette an das Auto anbringen. Gegen diesen Beschluss der kosovarischen Regierung protestieren nun hunderte Angehörige der serbischen Minderheit an den Grenzübergängen Jarinje und Brnjak, die vom Kosovo nach Serbien führen.
Doch beim Konflikt zwischen den beiden Ländern geht es um mehr als um temporäre Autoplaketten. 1999 hat sich der Kosovo von Serbien abgespalten, neun Jahre später hat das Land seine Unabhängigkeit erklärt. Serbien hat die Republik Kosovo allerdings bis heute nicht offiziell anerkannt. Warum flammt der Konflikt gerade jetzt wieder auf?
Kurz vor der Eskalation
Die kosovarische Regierung hat die Sonderpolizeieinheit Rosu an den Grenzübergängen positioniert. Sie hatte dort vor einer Woche begonnen, den Kennzeichenbeschluss zu kontrollieren. Auch Belgrad hat in den vergangenen Tagen Einheiten an die kosovarische Grenze geschickt. Ein Kampfflugzeug und auch Panzer wurden in Bewegung gesetzt. Neben den beiden Konfliktparteien ist außerdem die Kosovo-Truppe der NATO vor Ort, um die Region zu befrieden. Eine komplizierte Ausgangslage, die zu eskalieren droht. Doch am Donnerstagnachmittag sind beide Länder zu einer Einigung gekommen. Serbien soll sein Militär aus dem Grenzgebiet abziehen, die Einheiten der kosovarischen Polizei werden am Samstag durch NATO-Truppen ersetzt. Spezielle Aufkleber über den Nationalsymbolen auf Autokennzeichen sollen Reisen für Bürgerinnen und Bürger wieder möglich machen.
Prof. Florian Bieber ist Politikwissenschaftler und leitet das Zentrum für Südosteuropastudien in Graz. Im Interview mit detektor.fm-Moderator Yannic Köhler erklärt er die historische Dimension des Konflikts. Erich Rathfelder, taz-Auslandskorrespondent für die Balkanstaaten, erklärt, wie die Lage im Grenzgebiet aussieht.