Lina E. — der Prozess
Die Leipziger Studentin Lina E. stand, mit drei weiteren Angeklagten, seit Dezember 2021 vor Gericht. Ihr wurde vorgeworfen, Rädelsführerin einer kriminellen Vereinigung gewesen zu sein. Mit dieser kriminellen Vereinigung soll Lina E. sechsmal Angriffe auf Neonazis und Rechtsextreme verübt haben. Die Angriffe ereignten sich zwischen 2018 und 2021 in Leipzig, Wurzen und Eisenach. Der Prozess am Dresdener Oberlandesgericht zog sich über 98 Verhandlungstage und endete gestern mit der Urteilsverkündigung.
Während der zweieinhalb Prozessjahre saß Lina E. ununterbrochen in Untersuchungshaft, was jedoch nichts daran änderte, dass ihr öffentlicher Status immer sehr präsent war. In linken Kreisen gab es große Solidaritätsbekundungen, der Grafiti-Schriftzug „Free Lina“ ist Teil des Stadtbildes geworden. In den einschlägigen Medien wurde sie zur Reinkarnation linker Gewalt erhoben. Der Prozess um die vier Angeklagten wurde schnell zum Politikum. Wird mit linker Gewalt anders umgegangen als mit rechter? Braucht die Soko LinX einen Achtungserfolg?
Das Urteil
Nun wurde Lina E. zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Dieses Strafmaß wird von vielen Seiten kritisiert, für einige ist es zu wenig, für andere zu viel. Klar ist: Das Gericht kann sich nur auf Indizien und Zeugenaussagen stützen. Für den Moment jedoch konnte Lina E. nach mehr als zwei Jahren Untersuchungshaft nach Hause zurückkehren. Der Haftbefehl wurde ausgesetzt, da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.
Der gesamte Prozess und die Urteilsverkündung waren von viel medialer und politischer Aufmerksamkeit begleitet und wir haben uns gefragt: Was bleibt denn nun von dem Prozess? detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt hat darüber mit Konrad Litschko von der taz und mit der Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antonie Rietzschel gesprochen. Beide haben den Prozess eng begleitet und erzählen in der heutigen Folge von „Zurück zum Thema“, was für sie Schlüsselmomente in dem langen Prozess waren und wie das Thema gesamtpolitischen einzuschätzen ist.