Schreckliche Bilder aus Melilla
Die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta sind immer wieder Ziel vieler Flüchtender. Sie sind europäischer Boden, auch wenn sie auf dem afrikanischen Kontinent liegen. Tausende Menschen, meist junge Männer, versuchten am vergangenen Wochenende in Melilla die Grenze nach Europa zu überqueren. Dabei wurden sie von Grenzschützerinnen und Grenzschützern gewaltsam zurückgedrängt. Es entstand Panik, dutzende Menschen starben, hunderte wurden verletzt. In Spanien haben sich daraufhin an vielen Orten Menschen zu Demonstrationen versammelt, um sich mit den Geflüchteten zu solidarisieren. Die spanische Justiz ermittelt zudem gegen die marokkanischen Grenzbeamten. Die Verantwortung für die erschütternden Szenen in Melilla nur auf marokkanischer Seite zu sehen, wäre allerdings zu einfach – die Situation ist komplexer.
Geopolitische Spielchen
Die Gründe für diese Ausnahmesituation gehen weit über die Flucht Einzelner hinaus: Marokko unterstützt Spanien beim Grenzschutz, verlangt dafür aber auch immer wieder Unterstützung an anderer Stelle. Was passiert, wenn sie die nicht erhält, demonstrierte die marokkanische Regierung im Mai 2021, als sie zehntausende Migrantinnen und Migranten die Grenze passieren ließen. Marokko erhofft sich insbesondere, dass Spanien es im Streit um Westsahara unterstützt. Das Gebiet beansprucht der nordafrikanische Staat für sich.
Über diese Verflechtungen und weitere Gründe für die angespannte Situation in Melilla spricht detektor.fm-Moderatorin Marie Jainta mit Dr. Karin Janker. Sie ist die Spanien-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung.