Freie Tage während der Menstruation
Seit dem ersten Juni können sich Angestellte in Spanien bei starken Regelschmerzen „menstruationsfrei“ nehmen. Sie brauchen dafür ein ärztliches Attest, dann sind sie für einige Tage von der Arbeit freigestellt. Die Dauer hängt davon ab, wie stark die Schmerzen der Menstruation sind und wie lange sie anhalten. Die Kosten für die Freistellung werden vom Staat übernommen. Damit ist Spanien das erste Land in Europa, in dem es ein solches Gesetz gibt. In einigen asiatischen Ländern gibt es schon länger vergleichbare Regelungen: In Japan gibt es einen „Menstruationsurlaub“ bereits seit 1947. Taiwan hat 2013 ein entsprechendes Gesetz eingeführt, dort können Personen mit Menstruation aber nur drei Tage pro Jahr zu Hause bleiben und bekommen in dieser Zeit auch nur die Hälfte des Lohns. In Südkorea müssen Arbeitgeber ihren Beschäftigten mit Menstruation einen Tag im Monat freigeben — wer die Kosten dafür übernimmt, ist im Gesetz aber nicht geregelt.
Ein Vorbild für Deutschland?
In Deutschland hat jede zehnte betroffene Person während der Periode so starke Beschwerden, dass sie ein bis drei Tage nicht in der Lage ist, ihren Alltag zu bewältigen. Deshalb setzt sich Die Linke dafür ein, dem Beispiel Spanien zu folgen. Eine entsprechende Regelung soll nach dem Willen der Partei ohne ärztliches Attest möglich sein und die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz fördern.
Es gibt allerdings auch kritische Stimmen. So verweist etwa der Deutsche Gewerkschaftsbund auf die bestehenden Möglichkeiten, sich bei starken Regelschmerzen krankschreiben zu lassen. Betroffene könnten sich schließlich in einer Arztpraxis eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen lassen.
Was steckt hinter den Argumenten? Ist menstruationsfrei in Deutschland eine gute Idee? Darüber hat detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt mit Daphne Weber gesprochen, sie ist Vorstandsmitglied der Partei Die Linke. Außerdem kommt Silke Raab zu Wort, sie ist Referatsleiterin für Gleichstellungsorientierte Familienpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund.