Russisches Öl — importiert über Indien?
Die Vermutungen bestehen schon seit längerem und auch aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes deuten darauf hin: Trotz eines bestehenden Embargos scheint weiterhin Öl aus Russland nach Deutschland zu gelangen. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hatten Deutschland und die anderen Mitglieder der G7-Gruppe unter anderem einen Preisdeckel verhängt, der den Rohstoff aus Russland künstlich unter dem Marktpreis halten sollte. Für ein Barrel russisches Öl soll nicht mehr als 60 US-Dollar bezahlt werden. Doch dieser Mechanismus funktioniert weiterhin nur unzureichend. Zudem gelangen vermutlich immer noch große Mengen russisches Öl nach Deutschland. Sie nehmen nun nur einen Umweg über Indien, wo sie Vermutungen zufolge erst weiterverarbeitet und dann weiter exportiert werden.
Ein wohl insgesamt lukratives Geschäft für Indien, das die Mengen aus Russland unter Marktpreis zu beziehen scheint, um sie dann weiterverarbeitet erneut zu exportieren.
Embargo und Preisdeckel — Ist die westliche Strategie gescheitert?
Somit ist das Ziel, der russischen Wirtschaft nach dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine entscheidend zu schaden, bisher nicht wirklich erreicht worden. Ein Problem ist die mangelhafte Kontrolle der Einfuhren, oft liegt der bezahlte Preis pro Barrel deutlich über den eigentlich verordneten 60 US-Dollar.
Warum scheinen Deutschland und andere westliche Staaten die eigens aufgestellten Regeln zu umgehen? Und wie viel kann Russland wirklich noch von den indirekt an den Westen verkauften Ölmengen profitieren? Diese und weitere Fragen beantworten in dieser Folge von „Zurück zum Thema“ Dr. Julia Grauvogel, Sprecherin des Forschungsteams „Interventionen und Sicherheit“ am Hamburger GIGA-Institut, und Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Melinda Fremerey vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Marie Jainta.