Keine Waffenruhe in Sicht
Die humanitäre Lage in Gaza spitzt sich immer weiter zu, laut Schätzungen der Vereinten Nationen ist ein Viertel der Menschen in Gaza vom Hungertod bedroht. Viele Hilfsgüter erreichen die Menschen nicht oder nur langsam. Die meisten Lkw mit Hilfslieferungen müssen den Grenzübergang Rafah passieren, durch strenge israelische Kontrollen dauert es teilweise Wochen, bis die Hilfsgüter tatsächlich in Gaza ankommen. Ende Februar hat es zudem offenbar zahlreiche Tote und Verletzte gegeben, als mehrere Lastwagen Hilfsgüter in die Stadt Gaza im Norden gebracht haben — Augenzeugenberichten zufolge hatte das israelische Militär auf die auf Hilfslieferung wartenden Menschen geschossen. Auch bei der Verteilung von Hilfsgütern über den Luftweg gibt es Probleme, so kam es vergangene Woche etwa zu einem tragischen Unfall: Fünf Menschen wurden von einem Hilfsgüterpaket aus der Luft erschlagen. Der Grund: Der Fallschirm eines Hilfspakets hatte sich nicht geöffnet und das Paket war daraufhin ungebremst abgestürzt.
In der gegenwärtigen Lage ist jedes einzelne Lebensmittelpaket wichtig, das in Gaza ankommt — ob per Luft, per Seeweg oder per LKW.
Martin Rentsch, Pressesprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen
See-Korridor von Zypern nach Gaza
Der Blick auf den See-Korridor darf nicht davon ablenken, weiter an Möglichkeiten zu arbeiten, Hilfsgüter über den Landweg nach Gaza zu bringen.
Christof Johnen, Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz
Der Vorteil dieses Korridors ist die schiere Menge an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten, die man über Schiffe nach Gaza bringen kann.
Gudrun Engel, ARD-Korrespondentin in Washington
Kann ein See-Korridor den Menschen in Gaza wirklich helfen? Und welche Schwierigkeiten gibt es aktuell bei der humanitären Hilfe in Gaza? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Julia Seegers in dieser Folge von „Zurück zum Thema“ mit Christof Johnen, dem Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, und mit Martin Rentsch, Pressesprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen. Gudrun Engel, ARD-Korrespondentin in Washington, erklärt, warum die USA nun den Seeweg für Hilfslieferungen nutzen wollen.