Zuspitzung der Situation in Tunesien
Tunesien ist das einzige Land, das als Demokratie aus dem Arabischen Frühling hervorgegangen ist. Seitdem steckt es in einer Wirtschaftskrise. In der Bevölkerung herrscht seit Langem Unzufriedenheit, denn Korruption und Armut gehören in Tunesien zum Alltag. Dazu kam die Coronakrise: Viele Tunesierinnen und Tunesier haben in den letzten Monaten gegen die Corona-Politik der Regierung protestiert, denn sie fühlen sich gerade während der Pandemie von der Regierung allein gelassen.
Konstitutioneller Putsch
Jetzt ist auch noch eine politische Krise dazu gekommen: Seit Monaten herrscht zwischen dem Präsidenten Kais Saied und der islamischen Ennahda-Partei ein Machtkampf. Ende Juli hat sich die Situation zugespitzt. Präsident Saied hat den Ministerpräsidenten Mechichi abgesetzt und das Parlament für 30 Tage aufgelöst. Beobachter, Beobachterinnen und Abgeordnete bewerten die Situation als einen konstitutionellen Putsch und haben Sorge, dass nun Parteien verboten oder Abgeordnete verhaftet werden könnten. Präsident Saied hat die Vorwürfe eines Putsches zurückgewiesen. Ist die tunesische Demokratie also in Gefahr?
Wie ist die aktuelle Lage? Und wie geht es währenddessen den Menschen in Tunesien? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Tina Küchenmeister mit Mirco Keilberth. Er ist Nordafrika-Korrespondent der taz und lebt in Tunis. Außerdem erklärt ihr der tunesische Aktivist Zied Boussen, was für die tunesische Bevölkerung jetzt wichtig ist.