Überraschendes Ergebnis beim Super Tuesday
Die Ergebnisse des sogenannten Super Tuesday gelten als entscheidendes Vorzeichen für den Ausgang der US-Vorwahlen. In 14 Bundesstaaten haben die Demokraten gestern Delegierte gewählt, die im Juli entscheiden, wer gegen Donald Trump antreten soll. Favorit für die Präsidentschaftskandidatur ist der moderate Kandidat Joe Biden. Er verschaffte sich einen unerwarteten Vorsprung gegenüber dem bisherigen Favoriten Bernie Sanders. Seine politischen Visionen würde man in Europa als Sozialdemokratie bezeichnen – in den USA wird er bisweilen als Kommunist beschimpft.
Sozialismus oder Sozialdemokratie?
Sanders‘ Wahlprogramm sieht unter anderem eine allgemeine Krankenversicherung, kostenlose Hochschulbildung und eine höhere Besteuerung der Reichen vor. All diese Forderungen würden in Deutschland wohl als sozialdemokratisch gelten. Republikaner und Teile der Demokraten aber bewerten Sanders‘ Politik als sozialistisch – im politischen Kontext der USA oftmals ein Totschlagargument. Sanders selbst bezeichnet sich als „democratic socialist“.
Die Red Scare, die Angst vor dem Sozialismus, hat in den USA eine lange Geschichte und bis heute ist „Sozialismus“ in den USA ein Reizwort. Erst vor einigen Wochen kündigte Präsident Donald Trump an, er werde nicht zulassen, dass der Sozialismus das Gesundheitssystem der USA zerstöre. Mit dieser antisozialistischen Rhetorik werden immer wieder Ideen angegriffen, die in Deutschland vielleicht als links, aber keinesfalls als radikal gelten würden. Zudem sind sozialdemokratische Strömungen in den USA in der Vergangenheit weit weniger relevant gewesen als in Europa.
Wie steht es also in den USA um die Sozialdemokratie? Und was steckt historisch hinter der Angst? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde mit Alan Cassidy, politischer Korrespondent in Washington für die Süddeutsche Zeitung, und mit Prof. Dr. Sebastian Jobs, Juniorprofessor am John-F.-Kennedy-Institut an der Freien Universität Berlin.