Offizielle Anerkennung als Völkermord
Knapp sechs Jahre lang haben Namibia und Deutschland verhandelt. Mittelpunkt der Verhandlungen: Die Gräueltaten an den Volksgruppen der Herero und Nama zwischen 1904 und 1908. Dort hatten Truppen des deutschen Kaiserreichs rund 65 000 der insgesamt 80 000 Herero und etwa die Hälfte aller 20 000 Nama umgebracht. Bereits seit 2015 hatte Deutschland die Taten als Völkermord bezeichnet, jedoch nie offiziell – bis jetzt. Neben der offiziellen Anerkennung des Völkermords, hat Deutschland nun Unterstützungszahlungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren angekündigt.
Herero und Nama kritisieren Abkommen
Während die deutsche und namibische Regierung die Einigung als großen Erfolg verbuchen, üben Vertreterinnen und Vertreter der Herero und Nama starke Kritik am geplanten Abkommen. Insbesondere wird kritisiert, dass es sich lediglich um sogenannte „Aufbauhilfen“ handle und nicht um tatsächliche Reparationszahlungen. Esther Utjiua Muinjangue, Vorsitzende der Ovaherero Genocide Foundation kritisiert, dass Herero und Nama außerdem nicht ausreichend in die Verhandlungen mit einbezogen werden.
detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt spricht mit Esther Utjiua Muinjangue darüber, was das Abkommen für die Herero und Nama bedeutet und wieso es so kritisch aufgenommen wird. Sie ist Herero und Vorsitzende der Ovaherero Genocide Foundation sowie Vizeministerin für Gesundheit und Soziale Dienste in Namibia. Ruprecht Polenz, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der CDU und Sonderbeauftragter in den Verhandlungen mit Namibia, weiß, warum die deutsche Regierung die Zahlungen nicht als „Reparationen“, sondern als „Aufbauhilfe“ bezeichnet.