Neugestaltung der politischen Landschaft
In Argentinien waren am Wochenende Präsidentschaftsvorwahlen. Diese kündigen einen neuen politischen Kurs an. Seit zwanzig Jahren waren vor allem progressive Peronisten an der Macht, die dem General Juan Domingo Perón und seiner Vision eines Wohlfahrtsstaates folgen.
Nun hat der libertäre Politiker Javier Milei mit seinem Sieg politische Beobachterinnen und Beobachter überrascht. Mit mehr als 30 Prozent der Stimmen liegt er vor der Regierung und den Oppositionsparteien. In seiner Rede nach der Wahl hat Milei die beiden traditionellen Parteienbündnisse als „eine Kaste diebischer Politikerinnen und Politiker“ bezeichnet.
Jahrzehntelange Wirtschaftskrise in Argentinien
Der 52-jährige Ökonom könnte mit dieser heftigen Kritik an der Politik viele Argentinierinnen und Argentinier überzeugen. Denn Argentinien steckt schon seit Jahrzehnten in einer Sozial- und Wirtschaftskrise fest. Im August dieses Jahres ist die Inflationsrate über 100 Prozent gestiegen; knapp 40 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut. Milei schlägt eine radikale Lösung vor, um das Land wirtschaftlich wieder auf die Beine zu stellen.
Er will die argentinische Zentralbank abschaffen und den US-Dollar als nationale Währung einführen. Mit seiner Koalition „Die Freiheit schreitet fort“ (La Libertad Avanza) will er auch das Waffenrecht lockern und das 2020 eingeführte Recht auf Schwangerschaftsabbruch abschaffen. Ein Programm, das ähnlich zu dem des brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro ist. Dieser hat Milei seine Unterstützung zugesichert.
Könnte Libertarismus eine Lösung für Argentinien sein? Das bespricht detektor.fm-Moderatorin Sophie Warmbrunn mit Susanne Käss. Sie ist Leiterin des Auslandsbüros Argentinien der Konrad-Adenauer-Stiftung.