Wie hat Taiwan gewählt?
Am Samstag hat Taiwan einen neuen Präsidenten gewählt. Mit rund 40 Prozent der Stimmen hat sich William Lai durchgesetzt und damit für eine historische dritte Amtszeit seiner Demokratischen Fortschrittspartei (DDP) gesorgt. Die Kandidaten der Opposition, Hou Yu-ih von der chinafreundlicheren Kuomintang und Ko Wen-je von der Taiwanischen Volkspartei, mussten sich geschlagen geben — auch wenn die DDP im Vergleich zur vergangenen Wahl rund 17 Prozent der Stimmen eingebüßt hat. Die Opposition dürfte Taiwans Politik in Zukunft dennoch mitgestalten, denn bei den gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahlen hat die Regierungspartei ihre absolute Mehrheit verloren.
Eine Niederlage für Peking
Vor der Wahl hatte China seine Drohgebärden noch einmal verschärft und von einer „Abstimmung zwischen Krieg und Frieden“ gesprochen. Den Wahlsieger William Lai lehnt die Kommunistische Partei ab, da er wie schon seine Vorgängerin Chinas Anspruch auf Taiwan entschieden zurückweist. Taiwan war zwar nie Teil der 1949 gegründeten Volksrepublik China. Doch die zählt die Insel trotzdem zum chinesischen Territorium. Aufgrund dieser Ein-China-Politik ist die Insel zwar de facto unabhängig, aber diplomatisch weitgehend isoliert. Weltweit erkennen nur wenige Länder Taiwan als Staat an. Kurz nach der Wahl Lais hat sich nun auch der pazifische Inselstaat Nauru China zugewandt und die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen.
Kann ein Präsident ohne eigene Mehrheit China Paroli bieten? Und wie wird China auf den unliebsamen neuen Präsidenten reagieren? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann in dieser Folge „Zurück zum Thema“ mit Sophie Reiß, ehemalige Analystin des Mercator Institute for China Studies, die die Wahlen in Taiwan vor Ort beobachtet hat.