Akademisierung für Hebammen – mehr Anerkennung?
Seit Januar 2020 gilt in Deutschland: Wer Hebamme werden will, muss das auch im Bachelor studieren. Nach mehr als 20 Jahren wurde die Ausbildung akademisiert. Damit soll auch das hohe Niveau mehr Anerkennung finden, auf dem Hebammen arbeiten. In den letzten Jahren wurde viel über ihre schlechten Arbeitsbedingungen und ihre Arbeitsüberlastung berichtet. Mit dem akademischen Abschluss können Hebammen in Zukunft auch in Forschung und Lehre arbeiten und besser verdienen. Aber macht die Akademisierung die Geburtshilfe auch wissenschaftlicher?
Homöopathie in der Geburtshilfe
Die Sorge, Hebammen könnten in manchen Fällen nicht wissenschaftlich fundiert genug arbeiten, kommt nicht von ungefähr: Studien belegen, dass homöopathische Behandlungsmethoden in Geburtskliniken, in denen auch viele Hebammen arbeiten, üblich sind.
Und auch Mütter berichten, dass ihnen von Seiten der Hebammen homöopathische Mittel bei Beschwerden angeboten wurden, und keine Medikamente. Dabei können die spezifischen Effekte von homöopathischen Arzneimitteln nicht wissenschaftlich bewiesen werden.
Was sich einstellt, ist ein Placebo-Effekt – eine Grunderkrankung kann damit aber nicht geheilt werden. Im schlimmsten Fall wird ein sich verschlechternder Krankheitsverlauf sogar vertuscht. Besonders in der Schwangerschaft oder nach der Geburt ist das Verschreiben homöopathischer Mittel daher problematisch. Blutungen in der Schwangerschaft, vorzeitige Wehen oder Infekte müssen medikamentös behandelt werden.
Schwierig wird es auch, wenn den Schwangeren Angst vor den Nebenwirkungen der Schulmedizin gemacht wird, oder ein schlechtes Gewissen, wenn sie medikamentös behandelt werden wollen. Was steckt hinter der Kritik? Und könnte die Akademisierung des Hebammenberufs daran etwas ändern?
detektor.fm-Moderator Yannic Koehler spricht mit der Vorsitzenden des Deutschen Verbands für Hebammenwissenschaft Elke Mattern und Autorin und Ärztin Natalie Grams über die Rolle von homöopathischen Methoden in der Geburtshilfe.