Vor 42 Jahren hat ein von Griechenland unterstützter Putsch die Insel Zypern entzweit. Das nördliche Drittel des Landes wird von türkischen Soldaten besetzt. Die griechischen Zyprioten leben auf dem größeren, südlichen Teil der Insel.
Seit der Spaltung hat es viele teils militärische Konflikte gegeben. Für Deeskalation sorgte die UN mit einer neutralen Pufferzone an der Grenze. In den vergangenen Jahren konnte man sich bereits zur Öffnung mehrerer Grenzübergänge durchringen. Das reichte beiden Parteien aber noch nicht. Deshalb bereiten beide Seiten seit mehr als einem Jahr Verhandlungen zur Wiedervereinigung vor. In der Schweiz trafen sich Nikos Anastasiades, Präsident der Republik Zypern, und sein türkisch-zyprischer Amtskollege Mustafa Akinci, um die letzten Details zu besprechen.
Gebietsstreit verhindert Einigung
Bis vor einigen Tagen sind Beobachter und Beteiligte noch optimistisch und zuversichtlich gewesen, dass die Insel endlich geeint werde. Doch nun sind die Gespräche zur Überwindung der Teilung ohne Einigung zu Ende gegangen, da sich die zwei Parteien nicht auf eine Lösung einigen konnten.
Grund dafür ist die diskutierte Rückgabe ehemaliger griechisch-zyprischer Gebiete an die griechisch-zyprische Verwaltung. Die beiden Parteien streiten darum, wie die Gebiete zwischen den zwei Bundesstaaten, die die zukünftige Bundesrepublik Zypern bilden sollen, verteilt werden.
Es ist nicht der erste gescheiterte Versuch, das gespaltene Volk wieder zusammenzubringen. Im Jahr 2004 stimmte die Bevölkerung im griechischen Süden gegen einen Wiedervereinigungsplan der UN. Seither ist das griechische Zypern Teil der EU, der türkische, nördliche Teil wird nur von der Türkei anerkannt.
Bundesrepublik Zypern: Ein letzter Versuch?
Wie es jetzt weitergehen soll, ist komplett offen. Die Verhandlungspartner kehren erst einmal nach Zypern zurück, um sich erneut zu beraten.
Es ist die Stunde der Wahrheit. Es ist noch nicht vorbei, aber die Chancen sind mit dem Scheitern der Gespräche in der Schweiz sicher nicht besser geworden. – Prof. Hubert Faustmann, Friedrich-Ebert-Stiftung
Prof. Hubert Faustmann macht sich für einen Austausch und Dialog zwischen beiden Seiten stark. Der Historiker der University of Nicosia erklärt im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer, welche Schritte zur Lösung nötig sind und wie die Bevölkerung das Thema sieht.
Redaktion: Joachim Plingen