Wenn die Quelle versiegt
Air Berlin hat beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen ist pleite. Eine langfristige Finanzierungsmöglichkeit für die seit Jahren marode Fluggesellschaft stand nicht mehr in Aussicht. Kurz zuvor hatte Air Berlins Hauptaktionär und Geldgeber Ethiad Airways mit Sitz in Abu Dhabi angekündigt, kein Geld mehr in Air Berlin zu investieren. In den letzten Jahren kam Ethiad mehrmals finanziell zur Hilfe, um eine Pleite abzuwenden. Mit nur kurzfristigem Erfolg, wie sich nun zeigt.
Der Flugbetrieb soll trotz Insolvenz erst einmal weitergehen. Dafür hat der Bund einen Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro bereitgestellt. Das Geld verschafft dem Unternehmen und auch den Fluggästen erst einmal für drei Monate Luft. In der Zwischenzeit sollen die Restrukturierungspläne abgeschlossen werden. Wie es nach der Frist weitergeht, ist bislang noch unklar.
Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa hat schon angeboten, Firmenanteile abzukaufen und dem eigenen Unternehmen einzuverleiben. Die Verhandlungen laufen bereits. Eine solche Übernahme könnte das Fliegen in Deutschland wieder teurer machen. Wenn Lufthansa seine Marktstellung weiter ausbaut, könnte eine Monopolisierung des Flugverkehrs drohen.
Air Berlin, das war einmal
Überraschend kommt die Pleite jedoch nicht. Schon vor der Beteiligung Ethiads ab 2011 stand es schlecht um die ehemals zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft.
Das Problem bei Air Berlin ist, dass man eigentlich gar nicht weiß, was sie ist. – Tobias Röckerl, Strategieberater für Fluggesellschaften
Als Billig- und Ferienflieger hatte die Fluglinie gestartet. Der Versuch, sich neben Lufthansa als Premium-Airline auf dem Markt zu etablieren, scheiterte. Der Spagat schien zu groß. Zuletzt verzeichnete Air Berlin einen Verlust von 780 Millionen Euro.
Was zur Insolvenz von Air Berlin geführt hat und wie es nun weitergeht, darüber hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Tobias Rückerl gesprochen. Er ist Strategieberater für Fluggesellschaften und hatte bereits im Juli vor Langzeit-Plänen mit Air Berlin gewarnt.
Redaktion: Ferdinand Moeck