Ärzte und auch Apotheker genießen allgemein ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung. Und das, obwohl es immer wieder Berichte über Korruption und Pfusch bei den Behandlungen gibt. Auch die neuesten Enthüllungen über dubiose Geschäfte mit sogenannten Luftrezepten werfen ein schlechtes Licht auf die Branche.
Luftrezepte: Abrechnen ohne Auslieferung
Konkret sollen in mehreren Bundesländern Ärzte und Apotheker mithilfe von Luftrezepten Medikamente und medizinisches Hilfsmittel bei den Krankenkassen abgerechnet haben, die jedoch nie von einem Patienten bestellt worden sind.
Hierbei handelt es sich anscheinend um eine Vorgehensweise, die nach Medienberichten seit Jahren praktiziert wird und die Kassen mehrere Millionen gekostet haben soll. So schätzt die Organisation Transparency International Deutschland den Schaden auf jährlich bis zu 2,8 Milliarden Euro.
Patienten: Mitwisser und Mittäter
Doch nicht nur Ärzte und Apotheker stehen im Fokus der Ermittlungen, auch Patienten stehen unter Verdacht. Schließlich werden Rezepte in der Regel konkret auf einen Namen ausgestellt. Das bedeutet, dass viele Patienten darüber Bescheid wissen, dass auf ihren Namen zusätzliche Rezepte ausgestellt und über die Krankenkassen abgerechnet werden.
Es gibt unterschiedliche Gelegenheiten, bei denen man das machen kann. Vielleicht ist bei den Patienten jemand darunter, der als Rentner vielleicht schon mal darauf hinweist, dass ihm zusätzliches Geld ganz gut täte. – Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelforschung
Ein solcher Fall sei allerdings eher die Ausnahme. Wesentlich häufiger sei es, dass Ärzte medizinische Hilfsmittel wie Einwegspritzen oder Pflaster abrechnen würden. Diese würden dann über die Apotheken zwar bei den Krankenkassen abgerechnet, aber eben nie tatsächlich bestellt.
Ob und welche Konsequenzen aus den Luftrezepten gezogen werden, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit dem Pharmakologen Gerd Glaeske gesprochen. Er ist Professor für Arzneimittelversorgungsforschung an der Universität Bremen und gibt den jährlichen Report „Gmünder Ersatzkasse“ heraus.