Mehr Netto vom Brutto. Das war einmal eine populistische Forderung der FDP. Doch bei deutschen Arbeitnehmern geht es momentan offenbar in die andere Richtung. Insgesamt 9.943 Euro hat ein deutscher Durchschnittsverdiener im vergangenen Jahr an Staat und Sozialkassen gezahlt, das sind 553 Euro mehr als noch im Vorjahr. Das berichtet die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Zahlen des Arbeitsministeriums.
Obwohl die Löhne insgesamt gestiegen sind, bleibt dem deutschen Arbeitnehmer deshalb weniger als zuvor. Die Sozialversicherungen dagegen haben dank der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und des wirtschaftlichen Aufschwungs einen Überschuss von 13,8 Milliarden Euro vermerkt. Das waren 10,9 Milliarden mehr als 2010, hat das Statistische Bundesamt heute berichtet. Auch die Abzüge aus der Lohnsteuer nahmen zu: Hier kassierte der Staat im Schnitt 300 Euro mehr.
Was die Gründe für die hohen Abgaben sind, wo das Geld hinfließt und ob es Alternativen zu steigenden Sozialabgaben gibt – darüber haben wir mit Rudolf Hickel gesprochen. Rudolf Hickel ist Direktor am Institut Arbeit und Wirtschaft an der Universität Bremen.
Der Staat ist im Grunde genommen Profiteur des Anstiegs der Löhne.