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AutoMobil | Wie deutsche Hersteller Probleme der Elektromobilität lösen

Bislang sind die Probleme in der Elektromobilität noch groß. Deutsche Hersteller präsentieren auf der IAA 2013 Lösungsansätze: Hybride, neue Modelle und Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Die Probleme der Elektromobilität sind hinreichend bekannt: E-Autos haben geringe Reichweiten, die Infrastruktur ist noch nicht nennenswert und E-Autos sind ziemlich teuer.

Doch trotz oder gerade wegen der vielen Nachteile versuchen Autohersteller diese Probleme zu lösen. Denn die Branche ist sich sicher: Elektromobilität ist die Zukunft.

Auf der Internationalen Automobilausstellung 2013 in Frankfurt stellen gerade deutsche Hersteller neue Modelle und Technologien rund um E-Mobilität vor.

Wie deutsche Autobauer die Elektromobilität vorantreiben wollen, haben Marcus Engert und Stefanie Gerressen zusammengefasst.

AutoMobil – Deutsche Elektromobilität auf der IAA 05:56

„AutoMobil“ wird präsentiert von Carglass.


Der Beitrag zum Nachlesen:

Es ist ungewöhnlich für eine klassische Automobilproduktion: Rund um das BMW-Werk in Leipzig stehen Windkrafträder. Der Grund dafür heißt: BMWi – die neue Elektro-Marke von BMW. Die Windkrafträder liefern den Strom für die Produktion des Elektrofahrzeugs i3, das auf der IAA vorgestellt wurde. Und damit ist der Münchner Hersteller nicht der einzige. Dabei galt die Elektromobilität schon fast als tot. Nach dem Hype und der Vision, in kurzer Zeit nur noch Elektroautos zu bauen, ist man heute realistischer, sagt Rudolf Krebs, der bei VW verantwortlich für Elektromobilität ist:

Ich glaube, das haben wir auch in den letzten zwei, drei Jahren erlebt, da war die Erwartungshaltung extrem hoch. Vor drei Jahren hat man noch gesagt, dass in fünf Jahren nur noch Elektrofahrzeuge fahren, das wird man so nicht realisieren können. Wir werden durchaus über längere Zeit ein einvernehmliches Miteinander der verschiedenen Antriebsarten haben und dabei eben berücksichtigen, dass ich diese Fahrzeuge artgerecht einsetze.

Volkswagen will sich langsam an die Elektromobilität heranwagen und präsentiert auf der Internationalen Automobilausstellung zwei so genannte Conversions: Serienmodelle, die zum Elektrofahrzeug umgerüstet wurden. Aber die sind eben nicht für jeden geeignet, wie Rudolf Krebs,  einräumt:

Das ist so, dass die reinen Elektrofahrzeuge eher die Stadtfahrzeuge sind, die nominelle Reichweite beträgt beim e-Up! 160 Kilometer, das reicht normalerweise völlig aus um jeden Tag ins Büro zu fahren, um Einkäufe zu erledigen, zum Sport zu fahren – es ist kein Langstreckenfahrzeug und das muss man eben auch wissen.

Bei BMW fährt man eine ganz andere Strategie. Auf der IAA werden mit dem i3 und dem i8 erstmalig Fahrzeuge vorgestellt, die ausschließlich für den Elektroantrieb konstruiert sind, erklärt Projektleiter Manuel Sattig von BMW:

Für uns war klar: Ein normales Fahrzeug in ein Elektrofahrzeug umzubauen, bringt zu viele Nachteile mit sich. Der größte Nachteil ist das Thema Gewicht. Und wir haben eine völlig neue Architektur geschaffen, bei dem wir optimalen Bauraum für die Komponenten erschaffen können und zum anderen können wir eine komplette Fahrgastzelle aus Karbon bauen und damit sparen wir gegenüber einer Conversion, also so einem Umbau, 350 Kilo ein.

Während die i-Reihe von BMW bei der Konstruktion für E-Mobilität neu ansetzt, will Mercedes-Benz einen Kompromiss finden. Elektroautos waren bislang nicht leistungsfähig genug, um einen Benziner oder Diesel gleichwertig zu ersetzen. Denn eine Infrastruktur, sprich: Ladestationen sind bis heute eher selten in Stadtgebieten, ganz zu schweigen vom Umland. Deshalb setzt Mercedes Benz auf Hybridlösungen, sagt Jürgen Schenk von Mercedes Benz:

Also in der S-Klasse arbeitet ein hocheffizienter Verbrennungsmotor und ein Elektromotor. Der Elektromotor kann das Fahrzeug ganz normal bewegen, wie ein ganz normales Fahrzeug sich auch bewegen würde. Sollte der elektrische Energiespeicher zu Neige gehen, schaltet sich vollautomatisch der Verbrennungsmotor zu und übernimmt dann die Restreichweite für den Kunden, egal nach wo er sich bewegen möchte.

Intelligent Hybrid nennt man das bei Mercedes-Benz , eine Zwischenlösung bis man endgültig auf Elektrofahrzeuge umsteigen könnte. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und Elektromobilität erfordert auch Zugeständnisse seitens des Fahrers. Zum Beispiel in Sachen Geschwindigkeit, weiß Mercedes-Benz Chefingenieur Jürgen Schenk:

Also wir gehen insofern daran, dass wir unsere Elektrofahrzeuge elektronisch begrenzen in der Höchstgeschwindigkeit. Wir sehen auch, dass bei zunehmender Geschwindigkeit der Energieverbrauch stark ansteigt, das geht über die Fahrwiderstandskurve, und wenn das Thema Reichweite ein bedeutungsvolles Merkmal ist, insbesondere für Elektromobilität, dürfen wir die Energie nicht verschwenden. Deshalb: Geschwindigkeitsbegrenzung bei Elektrofahrzeugen, das bedeutet nicht, dass alle anderen das automatisch auch bekommen sollen und zusätzlich meinen wir, dass der heutige Verkehrsfluss es durchaus zulässt mit Geschwindigkeiten unter 160 kmh gut mitzufahren.

Neben gedrosselter Geschwindigkeit wird der Autofahrer auch tiefer in die Tasche greifen müssen. Es ist das Dilemma der Elektromobilität: sie ist einfach teuer in der Produktion. Der BMW i3 etwa, immerhin ein Kleinwagen, kratzt fast an der 40.000 Euro Marke. Wer soll also Elektroautos kaufen?  Der BMWi3 – also auch eher das Auto für den umwelt- und technikaffinen und bessergestellten Städter. Zumindest vorerst. Die Kosten für die Produktion können erst sinken, wenn sie in größerer Stückzahl produziert werden. Und sie sollen mehr leisten, sagt Rudolf Krebs von VW:

Die Batterietechnologie gibt uns heute so ne Reichweite von 150 bis 200 Kilometer. Ich glaub schon, dass mit der existierenden Lithiumionentechnologie dann noch eine Weiterentwicklung auf vielleicht mal das Doppelte möglich ist. Das wird den Kreis der potentiellen Kunden nochmal deutlich erweitern. Aber ich glaube auch, dass wir noch relativ lange diese Plug-In-Technologie auf dem Markt sehen werden. Denn die Kunden wollen auf diese Freiheit nicht verzichten.

Daher heißt es sowohl für Hersteller als auch den Autofahrer: Durchhalten. Die Industrie ist von einem Wandel innerhalb der nächsten 20 bis 40 Jahre überzeugt. Sicher ist: der ursprüngliche Plan der Bundesregierung in 2020 über eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, mag zu ehrgeizig sein. Aber zumindest ist Bewegung in die Elektromobilität gekommen.


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