Börsenchef Kengeter macht kein Geheimnis um die Ziele, die er für die Deutsche Börse hat. Denn für ihn gehört der Finanzplatz in Frankfurt an die Weltspitze. Davon ist die Deutsche Börse aber momentan weit entfernt. In einem Ranking der bedeutendsten Finanzplätze im vergangenen Jahr liegt Frankfurt nur auf dem 14. Rang. Um sich besonders auf dem internationalen Markt und gegen die starken Konkurrenzkonzerne aus Amerika und China behaupten zu können, plant Carsten Kengeter zusammen mit seinem Kollegen Xavier Rolet abermals den Mega-Deal: die Fusion der Londoner und Frankfurter Börse.
Es gibt einen großen Konzentrationsprozess. Börsen schließen sich überall zusammen. Da ergibt es schon Sinn, wenn sich die beiden größten Börsen in Europa zusammentun. – Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung
Die Deutsche Börse auf der Suche nach Verbündeten
Der seit neun Monaten amtierende Börsenchef ist nicht der Erste, der eine Zusammenarbeit mit anderen europäischen Börsenkonzernen vorantreiben will. Seit mittlerweile 15 Jahren versuchen die Chefs in Frankfurt sowohl mit London als auch mit der Vier-Länder-Börse Euronext, der Schweiz und zuletzt New York zusammenzuarbeiten.
Wird’s was im dritten Anlauf für #DeutscheBoerse und #LSE? https://t.co/IHBB9FCd5y
— Klaus Brune (@KlausDBrune) 24. Februar 2016
Die Gründe für das bisherige Scheitern sind vielfältig: Sowohl ergebnislose Verhandlungen als auch fehlende Unterstützung und wettbewerbsrechtliche Vorgaben aus Brüssel haben die Zusammenschlüsse bis jetzt verhindert.
Der Traum der paneuropäischen Superbörse
Zwar gilt die Deutsche Börse als führend in Europa, doch im internationalen Wettbewerb fällt es schwer, gegen Handelsplätze wie Shanghai oder die Wall Street in New York zu bestehen. Der sogenannte „Zusammenschluss unter Gleichen“ soll einen europäischen Börsenkonzern schaffen, bei dem die Aktionäre in Frankfurt eine leichte Mehrheit von 54–56% erhalten sollen.
Im Moment denkt der Markt zumindest, dass die Londoner mehr profitieren würden, auch vor dem Hintergrund des Brexits. – Reint Gropp, Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung
Die Deutsche Börse und die Londoner Stock Exchange würden sich gut ergänzen. Während an der Deutschen Börse sehr viel mit Derivaten gehandelt wird, profiliert sich die Londoner Börse beim Indexgeschäft. Schätzungsweise bis zum 22. März hat man in Frankfurt Zeit, sich über ein Angebot einig zu werden. Danach entscheiden Anteilseigner und Kartellbehörden über die Fusionspläne.
Besonders im Hinblick auf die schwierigen deutsch-britischen Beziehungen in der Europäischen Union sendet die Zusammenarbeit von London und Frankfurt ein neues Signal. Welche Chancen und Herausforderungen ein Zusammenschluss beider Börsen mit sich bringt, hat detektor.fm-Moderatorin Karolin Döhne von Reint Gropp erfahren. Er ist Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle.
Redaktion: Johanna Siegemund