Saudisches Öl an der Börse
Das Unternehmen, das weltweit am meisten Gewinn erwirtschaftet ist weder amerikanisch, noch in der Digital-Branche unterwegs. „Saudi Aramco“ ist der staatliche saudische Ölkonzern und so profitabel wie kein anderes Unternehmen. Im letzten Jahr hat der Konzern einen Gewinn von 111 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet.
Wie viel der Öl-Riese tatsächlich wert ist, entscheidet sich am 5. Dezember. Dann werden die Preise für die Aktien des Konzerns offiziell festgelegt und „Saudi Aramco“ offiziell an der saudischen Börse gehandelt. International sind die Aktien voraussichtlich ein bis zwei Jahre später zu kaufen. Seit heute können Anleger Aktien zeichnen, also sozusagen vorbestellen.
Aus keinem anderen Land fließt so viel Rohöl in die Weltwirtschaft, wie aus Saudi-Arabien. Dadurch ist das Land extrem abhängig von seinen Erdölressourcen, die es über „Saudi Aramco“ ins Ausland exportiert. Der Börsengang ist Teil der Entwicklungsstrategie „Vision 2030“ des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Die saudische Wirtschaft soll weniger stark vom Erdöl abhängen.
Es geht um den außenpolitischen Hebel, den Saudi-Arabien will. Bisher war das die Vormachtstellung auf dem saudischen Markt. Die neue Strategie ist, in den Staatsfonds zu investieren, der sich international Einfluss kaufen wird. – Stephan Roll, Eliten- und Nahostforscher
Öl und Macht
Für ausländische Investoren ist Saudi-Arabien risikoreich. Das liegt zum einen daran, dass der Ölkonzern kaum Erfahrung mit der Verwaltung eines Aktienfonds hat. Zum anderen ist der Konzern in staatlicher Hand. Das wirft die Frage auf, inwiefern der Konzern in die Politik Saudi-Arabiens verwickelt bleibt. International umstritten sind der Jemen-Krieg, der Iran-Konflikt und mögliche Terrorfinanzierung durch Saudi-Arabien. Außerdem wird der saudische Kronprinz für den Mord am Journalisten Jamal Kashoggi verantwortlich gemacht.
Über die Bedeutung des Börsengangs von „Saudi Aramco“ für die saudische Gesellschaft und die politischen Machtverhältnisse spricht detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg mit Stephan Roll, Leiter der Forschungsruppe Naher und Mittlerer Osten am Deutschen Institut für internationale Politik und Sicherheit.
Redaktion: Nadja Häse