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Bild: Katrin Leonhardt | Foto: Hannes Wiedemann

brand eins-Podcast | Katrin Leonhardt

„Wir haben gespürt, dass wir hier was komplett umwälzen“

Katrin Leonhardt leitet heute die Sächsische Aufbaubank. Zur Zeit der Friedlichen Revolution hat sie in Leipzig studiert. Sie spricht über ihre persönlichen Erinnerungen an einen der größten Umbrüche der deutschen Geschichte.

Nicht erst seit dem 24. Februar 2022, dem Tag des militärischen Angriffs Russlands auf die Ukraine, erleben wir eine „Zeitenwende“. Doch erfassen wir als Einzelne den jeweiligen „historischen Moment“ in seiner ganzen Tragweite? Das fragen wir Katrin Leonhardt, Chefin der Sächsischen Aufbaubank, die im Herbst 1989 Studentin in Leipzig war, als die dortigen Montagsdemonstrationen zum Auslöser für die friedliche Revolution wurden.

Aufbruchsstimmung und Angst

Im Herbst 1989 und den folgenden Wochen stehen an jedem Montagnachmittag viele Panzer in der Leipziger Innenstadt. Eine immense Spannung ist spürbar: Wird die DDR-Staatsführung die Menschen demonstrieren lassen, oder doch entscheiden, einzugreifen? Schließlich wussten alle um das Massaker auf dem Tian’anmen-Platz in Peking. Katrin Leonhardt ist in dieser Zeit Studentin in Leipzig. Noch heute sei sie dankbar, dass es nicht zu wirklich blutigen Auseinandersetzungen kam, sagt sie.

Wir haben alle gespürt, dass ein Aufbruch und eine Umwälzung vor uns stehen.

Katrin Leonhardt, Chefin der Sächsischen Aufbaubank

Katrin Leonhardt, Chefin der Sächsischen AufbaubankFoto: Hannes Wiedemann

Damals nutzt sie die neu gewonnene Freiheit und macht ihren Master in Internationaler Ökonomie in England. Als sie 1991 nach Leipzig zurückkehrt, scheint die erste Euphorie über die Wiedervereinigung vorbei. Viele Betriebe werden abgewickelt, die Arbeitslosigkeit steigt, vielen Menschen fehlt die Perspektive und sie verlassen Ostdeutschland.

Wegzugehen war für mich keine Option, ich wollte hier einen wirkungsvollen Beitrag leisten.

Katrin Leonhardt

Und deshalb schreibt sie ihre Doktorarbeit an der Leipziger Uni über Wohnungspolitik im wiedervereinigten Deutschland, und leitet danach das Referat für Wohnungsbauförderung im Sächsischen Innenministerium.

Keine Alternative zur Wiedervereinigung

Zur Wiedervereinigung, findet Katrin Leonhardt, gebe es eigentlich keine Alternative: Die wirtschaftliche Situation, ein maroder Produktionsstock und die Fliehkräfte durch die Öffnung der Grenzen waren so erheblich, dass man auch wirklich schnell reagieren und auch eine Perspektive geben musste.

Im Nachhinein finde ich es schade, dass man diese einmalige Chance nicht ergriffen hat, die Wiedervereinigung zu nutzen, um Deutschland insgesamt auch zu modernisieren.

Katrin Leonhardt

detektor.fm-Moderator Christian Bollert spricht mit Katrin Leonhardt, wie sie die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung als ihren ganz persönlichen Wendepunkt erlebt hat und ob es Alternativen zu diesem Wendepunkt in der deutschen Geschichte gegeben hätte.

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